Schlagwort-Archive: Vortrag

Dr. Philip Derbyshire

Dr. Philip DerbyshireMicrosoft, München

Was ist Künstliche Intelligenz und wo kann ich sie finden?
Mit diesem Vortrag soll ein Basisverständnis von Künstlicher Intelligenz (KI) und dem Internet der Dinge (loT) erreicht werden durch verschiedene Beispiele und Erklärungen der involvierten Technologien. Es wird gezeigt, wo KI bereits im Einsatz zu finden ist und wo sie demnächst auftauchen wird. Zuletzt gibt es einen Blick in die Zukunft, um zu verstehen, an welchen verwandten Technologien gerade geforscht wird und welche Auswirkungen das haben kann.

Zur Person
Philip Derbyshire arbeitet an Lösungen für das Internet der Dinge bei der Firma Microsoft. Er entwickelt Technologien zu Künstlicher Intelligenz (KI), da mit dem Internet der Dinge (IoT) eine riesige Menge und Vielfalt von Daten erzeugt wird; diese kann man nur durch den Einsatz von KI richtig verstehen und bearbeiten. Er ist auch Mitglied des Institute of Engineering and Technology (IET), einem internationalen Institut für die Förderung von Ingenieurwissenschaft und Technologie.

Prof. Irmgard Bischofberger

Prof. Dr. Irmgard BischofbergerSchool of Engineering, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA)

Phänomene aus der Strukturbildung in Flüssigkeiten
Unsere Welt ist geprägt von Strukturen. Von kilometerlangen Flussnetzen über die Verzweigungen eines Baumes bis zur regelmässigen Form einer Schneeflocke: die Natur erzeugt verblüffend schöne Strukturen aus scheinbar unstrukturierten Umgebungen. Wie bilden sich diese komplexen Formen? Was bestimmt ihr Wachstum?
Der Vortrag zeigt die Vorgehensweise bei der Erforschung der wissenschaftlichen Grundlagen für solch spontane Strukturbildung. Der Fokus liegt dabei auf Modellsystemen und Laborexperimenten, um diese fundamentalen Prinzipien zu erforschen. Ein Beispiel eines solchen Systems ist die Saffman-Taylor-Instabilität, bei welcher eine viskose Flüssigkeit von einer weniger viskosen Flüssigkeit verdrängt wird. Dieser einfach scheinende Vorgang resultiert in der Bildung komplexer fingerartiger Strukturen. Wir zeigen, dass kleinste Veränderungen im System zu drei völlig unterschiedlichen Arten von Wachstum führen können: zu hochverzweigtem Fingerwachstum, zu symmetrischem Dendritenwachstum und zu proportionalem Wachstum, das für biologische Systeme charakteristisch ist.
Weiter werden Strukturbildungsphänomene in Flüssigkeiten besprochen, die Überraschungen in alltäglichen Prozessen aufzeigen werden. Nach diesem Vortrag werden Sie den nächsten tropfenden Wasserhahn und den nächsten getrockneten Blutfleck mit anderen Augen sehen.

Zur Person
Irmgard Bischofberger forscht grenzübergreifend im Bereich der Bildung von Strukturen in Flüssigkeiten und weicher Materie. Seit 2016 forscht und lehrt Irmgard Bischofberger als Assistenzprofessorin im Departement Maschinenbau am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Davor arbeitete sie als Postdoktorandin bei Prof. Sidney Nagel im Physikdepartement der University of Chicago. Irmgard Bischofberger promovierte an der Universität Fribourg in der Schweiz bei Prof. Veronique Trappe in Physik. Sie erhielt ein PostDoc-Mobility-Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds, ein Kadanoff-Rice-Forschungsstipendium der University of Chicago und den Esther & Harold E. Edgerton Career Development Lehrstuhl des MIT. Außerhalb ihrer akademischen Tätigkeiten engagiert sich Irmgard Bischofberger mit grosser Begeisterung in verschiedenen Outreach-Projekten wie populärwissenschaftlichen Vorträgen. Zudem arbeitet sie mit den Musikern von „Music of Reality“ im Rahmen des Projekts „Wissenschaft und Kunst“ zusammen.

Prof. Dr. Matias Zurbriggen

Prof. Dr. Matias ZurbriggenHeinrich-Heine-Universität, Düsseldorf

Was ist synthetische Biologie? Perspektive und Anwendungen eines multidisziplinären Feldes
Die Synthetische Biologie wendet ingenieurwissenschaftliche Grundlagen für den rationellen Zusammenbau von funktionell gut charakterisierten biologischen Modulen zu komplexen biologischen Systemen höherer Ordnung an. Um solche künstlichen biologischen Systeme mit vorhersagbaren Leistungsmerkmalen zu entwickeln, ist das rationelle Design und die Entwicklung neuer biologischer Konstrukte aus natürlich vorhandenen Komponenten ein wesentlicher Bestandteil der Strategie. Auf diese Weise ermöglicht die Synthetische Biologie die De-novo-Entwicklung genetischer Prozesse, synthetischer und metabolischer Stoffwechselwege und die Analyse von Signalprozessen. Die Synthetische Biologie ist bereits in eine Phase der Entwicklung biotechnologischer Anwendungen eingetreten. Die Forschung an Säugetierzellensystemen brachte beispielsweise neue Strategien für die Entdeckung und Verabreichung von Medikamenten, die Charakterisierung von Krankheitssymptomen und die Behandlung von Pathologien hervor. Die Forschung auf dem Gebiet der mikrobiellen Synthetischen Biologie hat zu bedeutenden Fortschritten im Metabolic Engineering geführt. Für biotechnologische Anwendungen in der Bioremediation, der Biokraftstoffproduktion und der industriellen Produktion von Fein- und Massenchemikalien stehen eine Vielzahl von Werkzeugen und Strategien der Synthetischen Biologie zur Verfügung. Der Vortrag konzentriert sich auf eine allgemeine Beschreibung der Synthetischen Biologie, gefolgt von ihren aktuellen und zukünftigen Anwendungen.

Zur Person
Matias D. Zurbriggen studierte Biotechnologie in Rosario, Argentinien, wo er 2009 auch promovierte und anschließend als Postdoktorand arbeitete. Er wurde mit dem Preis der besten Dissertation in Biologie und Biologischer Chemie in Argentinien ausgezeichnet. 2011 war er Fellow der Alexander von Humboldt Stiftung an der Universität Freiburg und wurde dort 2012 Akademischer Rat und Gruppenleiter. Seit 2015 ist Professor am Institut für Synthetische Biologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf eukaryotischen Signalwegen und Optogenetik.

Prof. Dr. Eva Rentschler

Prof. Dr. Eva RentschlerInstitut für anorganische Chemie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Molekularer Magnetismus
Die Bezeichnung „Molekularer Magnetismus“ steht für ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, bei dem Methoden der molekularen Chemie genutzt werden, um neue Klassen magnetischer Materialien zu entwickeln und zu synthetisieren. Dabei kann es sich um rein organische Materialien handeln, die ungepaarte Elektronen enthalten, oder um Metall-organische Komplexverbindungen, bei denen organische Liganden effektive magnetische Austauschpfade für Übergangsmetallionen bereitstellen. Die moderne Chemie gestattet es, aus völlig identischen molekularen Bausteinen Materialien mit verschiedenen Topologien herzustellen, von nulldimensionalen Objekten über eindimensionale Ketten bis hin zu zwei- und dreidimensionalen Netzwerken. Diese neuen Materialien aus dem Grenzbereich von Festkörperphysik und supramolekularer Chemie haben ein enormes Anwendungspotential. So könnten in Zukunft magnetisch gekoppelte Netzwerke molekularer Magnete auf Substraten in der Quanteninformationsverarbeitung eine wesentliche Rolle spielen.

Zur Person
Eva Rentschler studierte Chemie an der Philipps-Universität Marburg. Nach ihrem Diplom in der Kristallographie bei Werner Massa, promovierte sie bei Kurt Dehnicke zu Modellkomplexen der Nitrogenase. Sie forschte von 1993 bis 1997 an der Università di Firenze mit Dante Gatteschi, einem der Pioniere des molekularen Magnetismus. Ihre Habilitationsarbeit begann sie 1997 am Max-Planck-Institut in Mülheim und schloss diese Anfang 2003 an der Universität Düsseldorf ab. Bereits wenige Wochen später folgte sie dem Ruf auf eine Professur an die Universität Mainz. 2006 war sie Gründungsmitglied der Graduiertenschule MATCOR und ist seit Beginn Vorstandsmitglied der Exzellenz-Graduiertenschule „Materials Science in Mainz“, MAINZ. Seit 2016 ist sie darüber hinaus Vorstandsmitglied des SFB/TRR173 Spin+X und Sprecherin der zugehörigen Graduiertenschule. Darüber hinaus engagierte sie sich von 2012 bis 2015 als Gleichstellungsbeauftragte der JGU Mainz, wurde 2016 zum Mitglied der Gutenberg Akademie gewählt und ist seit 2017 Sprecherin einer internationalen wissenschaftlichen Kooperation, finanziert durch die Volkswagen Stiftung. Eva Rentschler war mehrfach Gastgeberin für Postdoktoranden des DAAD und der Humboldt-Stiftung.
Die Schwerpunkte der derzeitigen Forschung ihrer Arbeitsgruppe reichen von molekular magnetischen Materialien bis zu bioanorganisch relevanten Verbindungen. Auf der Suche nach neuen funktionellen Molekülen und supramolekularen Architekturen im nanoskaligen Bereich arbeitet ihre Gruppe interdisziplinär mit Experimental-Physikern und Theoretikern weltweit zusammen. Strukturbildungen, die über molekulare Prozesse erfolgen und somit Nanostrukturierungen im „bottom-up“- Modus erlauben, eröffnen ein großartiges Feld der Entwicklung neuer Materialien.

Dr. Dirk Notz

Dr. Dirk NotzMax-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg

Das Ende der Eis-Zeit?
Keine andere Region der Erde ist so sehr schon heute vom Klimawandel betroffen wie die Polargebiete. In diesem Vortrag werden die beobachteten Veränderungen diskutiert. Auch wird erläutert, wie sehr die zukünftige Entwicklung der polaren Eiskappen von der zukünftigen Entwicklung des menschlichen CO2-Ausstoßes abhängt. Aufgelockert wird der Vortrag durch Berichte von eigenen Expeditionen in die hohen Breiten.

Zur Person
Dirk Notz studierte 1996 bis 2001 Meteorologie und physikalische Ozeanographie in Hamburg, Seattle und auf Spitzbergen. Die Promotion erfolgte anschließend von 2002 bis 2005 an der Cambridge University, Institute for Theoretical Geophysics, in Cambridge (UK) in angewandter Mathematik.
Seit 2008 ist Dirk Notz Leiter der Forschungsgruppe „Meereis im Erdsystem“ am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Daneben besetzt er seit 2014 eine Gastprofessur an der Universität Spitzbergen für physikalische Ozeanographie.
2007 erhielt der Wissenschaftler den Klaus-Tschira-Preis für verständliche Wissenschaft in der Rubrik „Physik“.
Dirk Notz veröffentlichte 2016 eine Studie in der Zeitschrift „Science“, die erstmals einen Zusammenhang zwischen CO2-Ausstoß und arktischer Eisschmelze nachweist.
Der Wissenschaftler führt regelmäßig Expeditionen in die Arktis durch und untersucht die dortigen Auswirkungen des Klimawandels. Mit dem Expeditionsleiter und Filmemacher Arved Fuchs organisiert er internationale Jugendcamps zur aktuellen Klimaproblematik, in denen die Teilnehmenden den Klimawandel vor Ort erleben können.

Dr. Gerhard Thiele

Dr. Gerhard ThieleAstronaut, selbständiger Berater, Dozent an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule, Aachen

Raumfahrt: Gestern – Heute – Morgen
Vor mehr als einem halben Jahrhundert flog der erste Mensch in den Weltraum: am 12. April 1961 umrundete Juri Gagarin einmal die Erde. Heute leben sechs Menschen aus unterschiedlichen Regionen der Welt an Bord der Internationalen Raumstation und arbeiten und forschen gemeinsam in der Schwerelosigkeit. Das Morgen wird insbesondere von privaten Unternehmen wie zum Beispiel Space X von Elon Musk vorbereitet.
Der Vortrag zeigt am konkreten Beispiel der Shuttle Radar Topographie Mission (SRTM), welche Fortschritte in der Raumfahrt in den vergangenen fünfeinhalb Jahrzehnten erreicht worden sind und wie der Blick auf die Erde unser Bild von der Erde verändert. Raumfahrt ist nicht der wichtigste, jedoch ein wesentlicher Schritt auf dem Weg in unsere Zukunft. Wie faszinierend diese Zukunft sein kann zeigt die Begeisterung, die gerade die Erfolge privater Raumfahrtunternehmen auslösen; so zuletzt erlebt bei dem Start der Falcon Heavy von Space X im Februar diesen Jahres. Und so rücken nach mehr als vier Jahrzehnten in der Erdumlaufbahn Mond und Mars zunehmend in den Mittelpunkt der astronautischen Raumfahrt.

Zur Person
Gerhard Thiele studierte Physik in München und Heidelberg, wo er 1985 promovierte. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität Princeton wurde er 1987 in das deutsche Astronautencorps am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt berufen. 1996 begann er bei der NASA die Ausbildung zum Missionsspezialisten und wurde 1998 in das europäische Astronautencorps übernommen. Er nahm im Jahr 2000 an der Shuttle Radar Topographie Mission teil und wurde 2003 in Baikonur zum Soyuz-Bordingenieur ausgebildet. Seit 2005 leitet Thiele die Astronautenabteilung der ESA und wurde 2009 Verantwortlicher für die Durchführung der letzten ESA-Astronautenauswahl. 2013 übernahm er das Büro für Strategische Planung und Outreach im Direktorat für Bemannte Raumfahrt und Betrieb bei der ESA. Seit 2016 hat Thiele einen Lehrauftrag an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen.

Prof. Dr. Christoph Paus

Prof. Dr. Christoph PausDepartment of Physics, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA)

Die Suche nach der dunklen Seite des Universums
Unser Verständnis der Welt in ihrem Kern beruht auf elementaren Teilchen und deren Wechselwirkungen. Über die letzten rund hundert Jahre ist es Physikern geglückt eine kohärente Beschreibung aller Messungen dieser Teilchen und Wechselwirkungen zu erstellen: das Standardmodell. Am 04.07.2012 haben zwei CERN-Experimente, CMS und ATLAS, die Entdeckung des letzten fehlenden Bausteins dieses Modells verkündet: das Higgs-Boson. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass wir jetzt fertig sind und uns anderen Dingen zuwenden sollten. Nach einer weiteren Untersuchung stellt sich jedoch heraus, dass wir alles andere als fertig sind. Das Standardmodell kann einige Schlüsselfragen der Physik nicht erklären.
Eine dieser Fragen bezieht sich auf den Inhalt unseres Universums. Die Zusammensetzung des Universums kann man inzwischen auf verschiedene Arten bestimmen und man erhält konsistente Ergebnisse, nur leider verstehen wir sie nicht! Nur ungefähr vier Prozent des Universums besteht aus sichtbarer Materie, die wir mit dem Standardmodell beschreiben können, während der größte Teil der Materie, 24 Prozent des Universums, aus unsichtbarer oder auch dunkler Materie besteht. In diesem Vortrag wird die Suche nach der dunklen Materie am Large Hadron Collider (LHC) in Genf zusammengefasst.

Zur Person
Christoph Maria Ernst Paus studierte Physik, Mathematik und Maschinenbau an der RWTH Aachen. Nach dem Diplom in Maschinenbau promovierte er 1996 in Physik und wurde 1997 Fellow in der Abteilung für Teilchenphysik des CERN. 1999 wurde er ans MIT zum Assistenzprofessor berufen und ist dort seit 2010 Vollprofessor.
Bereits seine Dissertation wurde mit der Borchers-Medaille ausgezeichnet, außerdem erhielt Paus den Forschungspreis von NEC und den Buechner-Preis für Lehre.
Paus beschäftigt sich mit der Auswertung der Detektordaten des Large Hadron Collider am CERN.

Prof. Dr. Jörn Walter

Prof. Dr. Jörn WalterLehrstuhl für Genetik/Epigenetik, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Epigenetik – neue Einblicke in Prinzipien der Vererbung
Alle Lebensprozesse werden durch die Information des Genoms festgelegt. Gene werden im Verlauf der Entwicklung geordnet reguliert, d.h. differenziert an- und ausgeschaltet. Eine der Kernfragen der modernen Biologie ist es, welche molekularen Prozesse in Zellen ein derartiges Gedächtnis schaffen und festlegen, dass Gene nachhaltig an- oder abgeschaltet sind. Aber was passiert, wenn Zellen diese Fähigkeit verlieren? Welche pathologischen Auswirkungen hat das? Wie bestimmt unsere genetische Individualität solche Prozesse und wie beeinflussen Umwelteinflüsse solche genetisch gesteuerten Programme?
Antworten auf diese grundlegenden Fragen der Biologie liefert die Epigenetik. Sie ist eine relativ junge Teil-Disziplin der Genetik, die sich mit Prozessen beschäftigt, die oberhalb der genetischen Information stattfinden und die für einen längeren oder kürzeren Zeitraum die Genfunktion beeinflussen. Im Vortrag werden einige Kernpunkte der Epigenetik erläutert und an Beispielen illustriert, welche Einblicke uns die epigenetische Forschung in Prozesse der Vererbung, der Evolution, des Alterns und der Erkrankung liefert.

Zur Person
Jörn Erik Walter studierte Biologie in Darmstadt und Berlin, wo er 1987 an der Freien Universität sein Diplom erhielt und 1990 promovierte. Er war Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin. Im Jahr 1999 habilitierte er sich an der Humboldt-Universität, wo er anschließend als Privatdozent arbeitete. Seit 2000 ist er Professor für Genetik/Epigenetik an der Universität des Saarlandes. Walter war bis 2017 Koordinator des deutschen Epigenom Programms DEEP und ist Mitgründer der Epigenomics AG, Berlin.

Prof. Dr. Stefan W. Hell

Prof. Dr. Stefan W. HellNobelpreisträger für Chemie 2014
Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen und Max-Planck-Institutfür medizinische Forschung, Heidelberg

Grenzenlos scharf: Lichtmikroskopie im 21. Jahrhundert
Während des gesamten 20. Jahrhunderts war es eine weithin akzeptierte Tatsache: ein Lichtmikroskop, das herkömmliche Linsen verwendet und somit im optischen Fernfeld arbeitet, kann keine feineren räumlichen Details auflösen als ungefähr die halbe Lichtwellenlänge (>200 nm). In den 1990er Jahren jedoch wurde entdeckt, dass eine Überwindung der klassischen Beugungsgrenze in der Tat möglich ist und dass fluoreszente Probenstrukturen mit einer Auflösung nahe der molekularen Skala untersucht werden können.

In diesem Vortrag werden die einfachen und gleichzeitig sehr mächtigen Prinzipien erläutert, die es erlauben, die auflösungsbegrenzende Rolle der Beugung im optischen Fernfeld zu neutralisieren. Im Kern geht es darum, Probenmoleküle, die näher beieinander liegen als der durch die Beugungsgrenze diktierte Mindestabstand, in unterschiedliche (Quanten-)Zustände zu überführen, damit sie für ein kurzes Zeitintervall zur Detektion unterscheidbar gemacht werden. Im Ergebnis wird die alte Auflösungsgrenze radikal überwunden, und das Innere transparenter Proben wie zum Beispiel Zellen und Gewebe kann nun nichtinvasiv, mit fokussiertem Licht und in 3D, auf der Nanoskala abgebildet werden.

Neben den Grundlagen werden einige der neueren Fortschritte in diesem Forschungsgebiet aufgezeigt. Auch wird kurz die Relevanz der „fernfeldoptischen Nanoskopie“ für verschiedene Bereiche, darunter die Lebens- und Materialwissenschaften, an Beispielen verdeutlicht.

Ein erneuter Blick auf die Grundlagen zeigt, wie eine eingehende Betrachtung der grundlegenden Prinzipien der Nanoskopie zu neuen Konzepten wie MINFLUX, MINFIELD und DyMIN geführt hat. Obwohl sich diese Ansätze in einigen Aspekten unterscheiden, nutzen sie doch alle ein lokales Intensitätsminimum (eines Doughnut-Profils oder einer stehenden Welle) um die Koordinaten des/der zu erfassenden Fluorophors/-e zu bestimmen. Auf besonders eindrucksvolle Weise hat so jüngst die MINFLUX-Nanoskopie, unter Verwendung eines Intensitätsminimums von Anregungslicht für die Bestimmung der Fluorophor-Position, die ultimative (Hoch-)Auflösung erreicht: die Größe des Moleküls selbst.

Zur Person
Stefan W. Hell ist wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Direktor am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen. Hier leitet er die Abteilung für NanoBiophotonik. Stefan Hell ist auch Honorar-Professor für Experimentalphysik an der Universität Göttingen und apl. Professor für Physik an der Universität Heidelberg. Seit 2003 leitet er außerdem die Kooperationsabteilung für Optische Nanoskopie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Er ist auch Mitglied des Vorstands des Laser-Laboratorium Göttingen und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und zu Heidelberg. Im Jahre 2008 erhielt er einen Ruf nach Harvard, den er 2009 ablehnte.
Stefan Hell studierte Physik an der Universität Heidelberg und schloss sein Studium 1990 mit der Promotion ab. Von 1991 bis 1993 arbeitete er am EMBL (European Molecular Biology Laboratory) in Heidelberg, gefolgt von Aufenthalten an der Universität Turku, Finnland (1993 – 1996) und an der Universität von Oxford, England (1994). 1996 habilitierte er sich in Physik an der Universität Heidelberg. 1997 wurde er zum Leiter einer selbständigen Max-Planck-Nachwuchsgruppe am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen berufen, wo er seine Forschung zur optischen Mikroskopie jenseits der Beugungsgrenze etablierte. Nach mehreren Rufen in die USA, Großbritannien, Deutschland und Österreich wurde Stefan Hell im Oktober 2002 zum Direktor am Göttinger Max-Planck-Institut berufen. Stefan Hell hat mehr als 300 Originalarbeiten veröffentlicht, die sich vor allem auf das Durchbrechen der von Ernst Abbe 1873 formulierten Beugungsgrenze in der fokussierenden Lichtmikroskopie richten, für das er Pionierarbeit geleistet hat. Seine Arbeiten wurden im Jahr 2014 mit dem Kavlipreis in Nanoscience und dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Seit 2016 ist Hell außerdem Direktor am Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung in Heidelberg.

Prof. Dr. Jörn Dunkel

Prof. Dr. Jörn DunkelMassachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA)

Mathematik komplexer Systeme
Ein zentrales Thema in der Forschung von Jörn Dunkel ist die Entwicklung mathematischer Modelle zur Beschreibung und Vorhersage komplexer Strukturbildungsvorgänge in weichen Materialien und multizellulären Organismen. Von besonderem Interesse ist dabei die Entwicklung vielseitig einsetzbarer analytischer und numerischer Methoden, die es erlauben, sehr verschieden erscheinende Phänomene mittels ähnlicher mathematischer Gleichungen zu beschreiben. In seinem Vortrag wird Jörn Dunkel die zugrundeliegenden allgemeinen physikalischen und biologischen Prinzipien und Konzepte anhand einiger konkreter Beispiele aus der derzeitigen Forschungsarbeit veranschaulichen: Wie lassen sich Molekülbewegungen in Flüssigkeiten, Aktienkurse und bakterielle Dynamik in Biofilmen durch mathematisch verwandte Gleichungen modellieren? Wie kann uns Mathematik helfen, Strukturbildungsprozesse in der Embryonalentwicklung besser zu verstehen?

Zur Person
Prof. Dr. Jörn Dunkel ist Professor für Physikalisch-Angewandte Mathematik am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge. Nach seinem Studium der Physik und Mathematik an der Humboldt-Universität zu Berlin promovierte er am Institut für Physik der Universität Augsburg. Als Postdoc forschte Dunkel am Rudolf Peierls Centre for Theoretical Physics der Universität Oxford und am Department of Applied Mathematics and Theoretical Physics der Universität Cambridge. Er wurde 2013 ans MIT in Cambridge berufen. Dunkel wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, etwa mit dem Humboldt-Preis und dem Lise-Meitner-Preis der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Erich-Krautz-Preis der Universität Augsburg, dem Gustav-Hertz-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, dem Edmund F. Kelly Research Award des MIT und einem Complex Systems Scholar Award der James S. McDonnell Foundation.