Archiv der Kategorie: Konferenzen

Prof. Dr. rer. nat. Johannes Gulden¹, Andreas Sklarow, M.Sc.²

Prof. Dr. rer. nat. Johannes Gulden - oben im Bild, Andreas Sklarow, M.Sc. - unten im Bild¹ Institut für Regenerative EnergieSysteme, Hochschule Stralsund
² Institut für Regenerative EnergieSysteme, Hochschule Stralsund

Führung durch das Komplexlaabor
Wie kann grüner Wasserstoff erzeugt werden? Wie lässt er sich speichern? Wieviel Energie steckt das Speichermedium? Wie weit kommt man mit einem Wasserstoff-Fahrzeug? Wofür kann Wasserstoff noch verwendet werden? Und was hat das alles mit der Energiewende zu tun?
Sie wollten schon immer mal mehr über die Wasserstofftechnologie erfahren? Am Institut für Regenerative Energiesysteme der Hochschule Stralsund wird seit über 20 Jahren daran geforscht. Hier gibt es einen Wind/PV-Wasserstoff-Kreislauf zu besichtigen mit einer Laborinfrastruktur verschiedener Anwendungen im Technikumsmaßstab, die die Technologie anfassbar und erfahrbar macht. Vom Elektrolyseur zur Speicherung, katalytischen Verbrennung bis hin zur Kraft-Wärmekopplung in einem Erdgas-Wasserstoff-Misch-BHKW und Rückverstromung über Brennstoffzellensysteme – wir zeigen und erklären die Wasserstoffherstellung und -Nutzung sowie die aktuellen Forschungsfragen. Außerdem gibt es die Werkstatt des ThaiGer-H2-Racing Teams zu besichtigen, wo seit 2008 ultraeffiziente Prototypen von Wasserstoff-Fahrzeugen gebaut werden. Mit dem ThaiGer VI wurde das Hochschul-Team aus Stralsund beim Shell Eco Marathon im Jahr 2019 zum dritten Mal Europameister.

Zu den Personen
Prof. Gulden forscht über Offshore Windenergiesysteme für die Wasserstoffversorgung und leitet und leitet das Institut für Regenerative EnergieSysteme

Er studierte Physik in Rostock, arbeitete dann am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg und promovierte an der dortigen Universität. Seit 2012 ist er an der Hochschule Stralsund zunächst als Projektmanager und später als Professor für Regenerative Energien tätig.

Andreas Sklarow machte eine Ausbildung zum Elektromechaniker in Kant/Kirgisien und arbeitete zunächst als Elektriker und Monteur. Er studierte an der Hochschule Stralsund erst Regenerative Energien – Elektro-energiesysteme und anschließend Elektrotechnik – Erneuerbare Energien. Er ist Projektingenieur im Komplexlabor Alternative Energien.

Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard

Prof. Dr. Christiane Nüsslein-VolhardNobelpreisträgerin für Medizin 1995
Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen

Die Streifen des Zebrafisches: Wozu und wie entsteht Schönheit bei Tieren?
Wir finden Farben, Muster und Gesänge von Tieren schön, so wie wir Kunstwerke, Bilder und Musik schön finden. Die Kunstprodukte sind vom Menschen für Menschen gemacht, aber wie steht es mit den Ornamenten und Lauten der Tiere? Wie kommen diese wunderschönen Naturprodukte zustande?
Besonders wichtig sind Farbmuster für die Erkennung von Artgenossen und als Auslöser von angeborenen Instinkthandlungen, die bei der Kommunikation, bei Schwarmbildung, Revierabgrenzung und Sexualverhalten eine große Rolle spielen. Nicht nur ihre Schönheit für den Menschen, sondern die vielfältige Bedeutung von Farben und Mustern ist ausreichender Grund, ihren Aufbau, ihre Entstehung in der Entwicklung und ihre Evolution zu erforschen.
Wir untersuchen die Bildung von Farbmustern bei Fischen, genauer beim Zebrafisch Danio rerio. Dieser hat sich in den vergangenen 30 Jahren als hervorragendes Wirbeltier-Modellsystem der biomedizinischen Forschung etabliert. Die wichtigsten Eigenschaften: er entwickelt sich in durchsichtigen Eiern, die Larve ist auch durchsichtig, dadurch lassen sich viele Prozesse sehr einfach im lebenden Tier, in vivo, verfolgen. Er ist relativ leicht molekulargenetisch manipulierbar, und Mutanten erlauben, Proteine zu identifizieren, die spezifischen biologischen Prozessen zu Grunde liegen. Für unsere Fragestellung ist sein schönes regelmäßiges Farbmuster wichtig, das aus vier dunklen und vier hellen Streifen zusammengesetzt ist. Die Streifen entstehen bei beiden Geschlechtern, sie sind wohl für die Arterkennung bei der Schwarmbildung relevant. Bei der Balz sind die männlichen Fische intensiv gelb gefärbt, das ist “sexual attraction”.
Woher kommen die Pigmentzellen? Wie besiedeln sie die Haut? Wie entsteht das Muster? Welche Gene sind bei der Evolution beteiligt? Auf die Beantwortung dieser Fragen hat sich mein Labor in den vergangenen Jahren fokussiert, wobei eine Reihe von modernen Verfahren der Fluoreszenzmikroskopie und der Gentechnik, besonders die neue CRISPR/Cas Methode des Gene-editings entscheidende Fortschritte im Verständnis ermöglicht haben.

Zur Person
Christiane Nüsslein-Volhard ist eine deutsche Genetikerin, die zusammen mit den Amerikanern Eric Wieschaus und Edward Lewis den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für ihre Entdeckungen zur genetischen Steuerung der frühen Embryonalentwicklung erhielt. Anhand der Fruchtfliege Drosophila melanogaster identifizierten Nüsslein-Volhard und Wieschaus die Gene, die für die Bestimmung des Körperbaus und die Bildung der Körpersegmente wichtig sind. Gene, die homolog zu denen der Fruchtfliege sind, steuern auch die menschliche Entwicklung.
Nüsslein-Volhard wurde 1942 als zweites von fünf Kindern in Magdeburg geboren und wuchs in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit in Frankfurt auf. Schon mit 12 Jahren wusste Nüsslein-Volhard, dass sie Biologin werden wollte und war eine eifrige, wenn auch unstete Schülerin. Nach einem einmonatigen Praktikum als Krankenschwester in einem Krankenhaus bestätigte sich ihr Verdacht, dass nicht die Medizin, sondern die Forschung das Richtige für sie ist, und sie studierte Biologie an der Universität Frankfurt. 1964 wechselte sie nach Tübingen, um Biochemie und im letzten Studienjahr Mikrobiologie und Genetik zu studieren.
Für ihre Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Virusforschung in Tübingen führte sie molekularbiologische Untersuchungen zur bakteriellen Transkription durch, interessierte sich dann aber zum Ende ihrer Diplomarbeit 1973 für Entwicklungsbiologie und Genetik. Sie entschied sich für Drosophila als geeignetes Thema für ein Postdoc-Projekt zur Entwicklungsgenetik und kam 1975 in das Labor von Walter Gehring in Basel.
Von 1978-80 teilte sie sich ein Labor mit Eric Wieschaus am Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg. 1981 kehrte sie nach Tübingen zurück, wo sie 1985 Direktorin des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie wurde. Ihre Arbeitsgruppe entdeckte mehrere morphogenetische Gradienten im Drosophila-Embryo. In den 1990er Jahren führte sie systematische genetische Studien zur Embryonalentwicklung des Zebrafisches durch, der sich als herausragender Wirbeltier-Modellorganismus für die biomedizinische Forschung erwies.
Christiane Nüsslein-Volhard hat etwa 200 Originalarbeiten und mehrere Bücher veröffentlicht. Sie erhielt eine Reihe von Auszeichnungen und Ehrungen, darunter 1986 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis – die höchste Auszeichnung in der deutschen Forschung, 1991 den Lasker Award (USA) und 1995 den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie.
Im Jahr 2004 gründete Christiane Nüsslein-Volhard die CNV-Stiftung zur Förderung von Frauen mit Kindern in der Wissenschaft.

Prof. Dr. rer. nat. Gero Wedemann

Prof. Dr. rer. nat. Gero WedemannHochschule Stralsund

Die dreidimensionale Struktur des Zellkerns und seine Auswirkungen in der Computersimulation
Im Zellkern höherer Lebewesen ist das Erbgut dreidimensional funktional gepackt. Die räumliche Struktur hat direkten Einfluss auf Aktivitäten im Zellkern und wird von der Zelle aktiv gesteuert. Störungen davon stehen im engen Zusammenhang mit der Entstehung vieler Krankheiten. Die DNA ist zunächst um Proteine gewickelt und bildet Zylinder, die ca. 11 nm groß sind. Dies ergibt eine Perlenkettenähnliche Struktur, die weiter ins sogenannte Chromatin kondensiert, das das Baumaterial für die Chromosomen darstellt. Die Struktur der Nukleosomen ist gut bekannt, die des Chromatins ist nach wie vor stark umstritten. Die experimentellen Ergebnisse beleuchten immer nur einen speziellen Aspekt und sind mit Fehlern behaftet. Computersimulationen bieten hier die Möglichkeit, diese verschiedenen Aspekte zusammen-zubringen. In meiner Arbeitsgruppe haben wir ein Computer-modell entwickelt, das mit einer Auflösung einzelner Nukleosomen die Bedingungen für Bildung unterschiedlicher Strukturen erklärt. Dabei kommen sogenannte Monte Carlo und Replica Exchange Algorithmen zum Einsatz. Die Rechnungen sind so umfangreich, dass für eine einzelne Rechnungen selbst die aktuelle leistungsfähigsten Supercomputer mehrere Wochen rechnen müssen. Das Ergebnis sind vielfältige Einsichten in die dreidimensionale Struktur des Genoms und dessen Regulation.

Zur Person
Prof.Wedemann forscht über die Computersimulation der dreidimensionalen Struktur des Genoms. Seine Arbeitsgruppe hat dazu verschiedene Simulationssoftware entwickelt und rechnet auf Supercomputern der TOP 500-Liste.

Er studierte Physik in Freiburg und Heidelberg und promovierte nach einem Forschungsaufenthalt am Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg bei Prof. Grassberger an der Universität Wuppertal.
Seit 2002 ist Gero Wedemann Professor für Informatik an der Hochschule Stralsund und leitet dort seit 2009 das Institute for Applied Computer Science.

Dr. Matthias Hirsch

Dr. Matthias HirschMax-Planck-Institut für Plasmaphysik, Greifswald

Kernfusion: Eine Energiequelle der Zukunft (?)
Auf lange Sicht muss sich die Versorgung mit Energie auf die verschiedenen Formen der Sonnenenergie – Wind, Wärme und Licht – auf die Kernspaltung mit Brütertechnologie oder auf die Kernfusion stützen; fossile Brennstoffe belasten die Umwelt und gehen zu Ende. Die Kernfusion, die Verschmelzung leichter Atomkerne zu schwereren, ist die Energiequelle der Sterne und der Sonne. Ein gleichmäßig laufendes Fusionskraftwerk würde ein ringförmiges „toroidales“ Magnetfeld nutzen, um das heiße, leuchtende Plasma so einzuschließen, dass es genug Energie erzeugt, um sich selbst, ähnlich wie ein Feuer, bei hohen Temperaturen am Brennen zu halten. Dieses Ziel ist physikalisch und technisch sehr ambitioniert und fordert Forschung und Entwicklung in einem breiten Feld, von der Modellierung dynamischer Vorgänge in einem Plasma bis zur Entwicklung neuer Messverfahren und neuer Materialien.

In Greifswald steht mit dem WENDELSTEIN 7-X eine der am weitesten fortgeschrittenen Testanlagen auf diesem Weg und das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik ist eines der derzeitigen Zentren der Fusionsforschung. Im September beginnt nach einer mehrjährigen Umbaupause die zweite große Experimentkampagne. Ich möchte Ihnen an Beispielen zeigen wo wir stehen und was die noch offenen Fragen auf dem Weg zu einem energieliefernden Fusionsreaktor sind.

Wie bei jeder Energiequelle muss man auch bei der Kernfusion den möglichen Energiegewinn bewerten im Hinblick auf den Rohstoffverbrauch Rohstoffen, auf die entstehenden Abfälle und auf mögliche Risiken.

Zur Person
Matthias Hirsch studierte in Würzburg Physik. Sein besonderes Interesse lag dabei auf der Energietechnik. Nach der Promotion wechselte er in die Fusionsforschung und war in Garching Mitglied des Teams, das den ersten modularen Stellarator W7-AS betrieb. Nach Beendigung dieser Experimente wechselte er, nach Greifswald, um die Diagnostik für W7-X vorzubereiten und zu entwickeln.
Seit Inbetriebnahme des W7-X leitet Dr. Hirsch die Arbeitsgruppe Zentralplasma Diagnostik, die Methoden zur Charakterisierung des Plasmainneren entwickelt, diese Diagnostiken betreibt und die Messungen im Hinblick auf eine Optimierung des W7-X.

Prof. Dr. Stefan Finke

Prof. Dr. Stefan FinkeFriedrich- Loeffler-Institut, Insel Riems

Neuroinfektion: Wie Viren das Nervensystem infizieren
Viren kommen überall vor und wir werden täglich mit diesen faszinierenden „infektiösen Nanomaschinen“ konfrontiert. Wir nehmen Viren erst war, wenn sie Krankheiten auslösen, deren Spanne vom „banalen Schnupfen“ bis hin zu tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten reicht. Besonders gefürchtet sind Infektionen des Nervensystems. Am Beispiel ausgewählter neuro-invasiver Viren gibt dieser Vortrag Einblicke darin, wie Viren das Nervensystem infizieren und wie köpereigene Barrieren überwunden werden. Ein besonderes Augenmerk wird auch darauf gerichtet, wie tödliche verlaufene Infektionen des zentralen Nervensystems durch einfache Schutzimpfungen vermieden werden können.

Zur Person
Prof. Dr. rer. nat. Stefan Finke ist Leiter des Institutes für molekulare Virologie und Zellbiologie (IMVZ) am Friedrich-Loeffler-Institut, Insel Riems, und Professor an der Universität Greifswald. Nach dem Biologiestudium in Münster (NRW), promovierte er an der an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen zum Doktor der Naturwissenschaften mit Arbeiten zur RNA-Synthese von Tollwutviren, die er an der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten der Tiere (BFAV) in Tübingen durchführte. Nach mehrjähriger Tätigkeit am Max von Pettenkofer Institut / Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München habilitierte er im Fach Virologie. Seit 2006 betreibt er am Friedrich-Loeffler-Institut Forschung auf dem Gebiet neuroinvasiver und zoonotischer RNA Viren und verfügt über einen Lehrauftrag für das Fach Virologie an der Universität Greifswald.

Dr. Franziska Kumm¹,
Julius Feigl²

Dr. Franziska Kumm - oben im Bild, Julius Feigl - unten im Bild¹ Deutsches Museum, München
² Deutsches Museum, München

Digitale Schulklassenprogramme: Das Museum kommt in die Schule
Nicht nur die Pandemie-Zeit, auch immer enger getakteter Unterricht macht es schwieriger, außerschulisches Lernen in den Schulalltag zu integrieren. Ein Ausflug ins Museum ist da oft schwer unterzubringen.

Das größte Highlight unsere Schulklassenprogramme sind die Praxisteile – selber anfassen, ausprobieren, experimentieren und erleben. Bei virtuellen Angeboten ist dies systembedingt eine große Herausforderung – wie kann ich trotz räumlicher Entfernung etwas mit den eigenen Händen ausprobieren?

„Museum on demand“ bringt nicht nur unser Museum virtuell ins Klassenzimmer, sondern liefert die passenden Experimente und Materialien gleich mit – wir bauen Brücken zwischen der digitalen und der analogen Welt, indem wir gemeinsam experimentieren und so das Gesehene vertiefen und noch besser verstehen.

Zu den Personen
Franziska Kumm schloss ihr Studium der Werkstoffwissenschaft an der TU Dresden 2018 mit dem Diplom ab. Von 2015 bis 2017 war sie als Freie Mitarbeiterin in der außerschulischen Bildung tätig. Als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bereich der Hochschule Hamm-Lippstadt war sie von 2019 – 2021 für die Konzeption und Durchführung verschiedener Lehrveranstaltungen im Bereich Ingenieurwissenschaftliche Grundlagen verantwortlich. Im Sommer 2021 begann sie am Deutschen Museum als Wissenschaftliche Volontärin im Bereich Bildung. Seit Juli 2022 ist sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Museumspädagogik für die Konzeption von Schulklassenprogrammen vor Ort und digital verantwortlich.

Julius Feigl studiert im Master Quantum Science and Technology an TU und LMU München. Von 2017 bis 2018 hat er ein Freiwilliges Soziales Jahr – Kultur in der Bildungsabteilung des Deutschen Museums absolviert. Seit 2021 ist er in der Abteilung Bildung des Deutschen Museums als wissenschaftliche Hilfskraft tätig. Im Rahmen dessen ist er unter anderem Referent für das digitale Bildungsangebot Museum on Demand, sowie an der Konzeption und Durchführung von Schulklassenprogrammen beteiligt.

Dr. Erhard Irmer

Dr. Erhard IrmerX-lab, Göttingen

Mit Licht zu den Basiskonzepten der Chemie
Licht wird im Chemieunterricht häufig nur als „Nebenprodukt“ etwa einer Verbrennungsreaktion wahrgenommen. Dabei spielt diese Energieform bei einer Vielzahl von chemischen Prozessen im Alltag eine Rolle. Denken Sie nur an die Photosynthese als Grundlage des Lebens auf unserer Erde, die Fotografie, Solaranlagen auf den Dächern oder LED-Bildschirme beim Handy oder Fernseher. In der Forschung gehören Methoden wie die Fluoreszenzmikroskopie, lichtinduzierte Reaktionen oder der Einsatz von Photokatalysatoren zum Laboralltag.

Die Chemie der Leuchterscheinungen (Lumineszenz) bietet aber auch im Chemieunterricht eine ausgezeichnete Möglichkeit, eine Vielzahl von Basiskonzepten, die im Curriculum gefordert sind, aus einem anderen Blickwinkel heraus zu wiederholen, anzuwenden und zu vertiefen. Grundlage sind spannende, motivierende und alltagsnahe Experimente, mithilfe derer Kenntnisse zum Stoff-Teilchen-Konzept (Atombau, chemische Bindung), zu Struktur-Eigenschafts-Beziehungen (Löslichkeit, Farbigkeit), zum Donator-Akzeptor-Prinzip (Redox- und Säure/Base-Chemie) und natürlich zum Energie-Konzept im Unterricht der Sek II aufgearbeitet und angewendet werden können.

In einem Webinar lernen Sie Experimente zur Lumineszenz (Fluoreszenz, Phosphoreszenz, Chemolumineszenz) kennen, und wir werden uns der Frage widmen, welche Rolle diese Experimente und die dahinterstehende Theorie im Rahmen des Sek II-Unterrichts spielen können. Es werden dann weitergehende Möglichkeiten der Vertiefung in Richtung Photokatalyse oder molekulare Schaltersysteme vorgestellt.

Zur Person
Dr. Erhard Irmer ist Oberstudienrat am Otto-Hahn-Gymnasium Göttingen und seit 2019 als Fachbereichsleiter Chemie am XLAB – Göttinger Experimentallabor für junge Leute – als Lehrbeauftragter auch für die Einbindung der Lehramtsstudierenden in das Schülerlabor verantwortlich. Er ist als Schulbuchautor tätig, war Mitherausgeber der Zeitschrift „Praxis der Naturwissenschaft – Chemie in der Schule“ und ist Mitglied im Redaktionsteam der GDCh-Fachgruppen-Zeitschrift „CHEMKON“. Er bietet regelmäßig Lehrerfortbildungen besonders zu analytischen Methoden, zur Komplex- und Photochemie an.

Ulrich Herwanger¹,
Christopher Oberle²

Ulrich Herwanger - oben im Bild, Christopher Oberle - unten im Bild¹ Willstätter-Gymnasium Nürnberg
² Realschule Zirndorf

Kreativ mit Jugend forscht – Ideen kreieren, Projekte betreuen
Kreativität und Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) – das passt zusammen. Denn ein Forschungsprozess ist in hohem Maße kreativ. Immer wieder müssen Forscherinnen und Forscher gewohnte Denkmuster verlassen, neue Analyseverfahren ausprobieren und querdenken. Und nicht nur in der Forschung – kreative Köpfe sind überall gefragt.

  • Das Problem: Herkömmlicher Unterricht ist meist darauf ausgelegt, möglichst effizient vorgegebene Inhalte, tradierte Vorgehensweisen und bekannte Ergebnisse zu vermitteln; im besten Falle „nachzuerfinden“. Und daran haben sich die meisten Schülerinnen und Schüler und deren Lehrkräfte gewöhnt.
  • Das Gute: Die eigene Kreativität und Neugierde und die Ihrer Schülerinnen und Schüler kann gezielt geweckt werden. Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit kann Schülerinnen und Schüler zu ungeahntem Eifer anspornen.

Im Workshop erproben wir – Ihre Wünsche berücksichtigend – verschiedene Herangehensweisen, die Sie bei der Themenfindung für Jugend-forscht-Projekte nutzen können. Ebenso geben wir Ihnen Informationen zum Wettbewerb Jugend forscht/Schüler experimentieren.

Jugend forscht fördert Kinder und Jugendliche von der 4. Klasse bis zum Alter von 21 Jahren in MINT. Jungforscherinnen und Jungforscher suchen sich ihre Projektthemen selbst und bearbeiten diese eigenständig mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden.

Die im Workshop vermittelten Techniken und Methoden helfen aber nicht nur bei Jugend forscht – sie sind auch geeignet für den Einstieg in freie Unterrichtsprojekte, bei der Themenfindung und bei der Betreuung von Seminararbeiten und überall dort, wo in der Schule ausgetretene Pfade verlassen werden. Sie unterstützen beim furchtlosen und erfolgreichen Blick über den eigenen Tellerrand.

Zu den Personen
Ulrich Herwanger studierte an der Julius-Maximilians-Universität-Würzburg Mathematik und Physik. Derzeit unterrichtet er am Willstätter-Gymnasium Nürnberg und in verschiedenen Programmen zur Begabten- und Begabungsförderung.
Sein Einstieg in das „Jugend-forscht-Universum“ fand er vor vielen Jahren an der Deutschen Schule Barcelona als Projektbetreuer bei Jugend forscht Iberia. Einmal „vom Forschervirus infiziert“, hat er den Wettbewerb seither als Juror, als Jugend-forscht-Botschafter und als Gründer eines Schülerforschungszentrums von vielen weiteren Seiten kennen und lieben gelernt. Dabei ist ihm die Betreuungsarbeit „an der Basis“ mit all ihren Höhen und Tiefen bis heute am wichtigsten geblieben.
Seit dem aktuellen Schuljahr leitet Ulrich Herwanger den Jugend-forscht-Landeswettbewerb in Bayern.

Christopher Oberle studierte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Mathematik und Physik. Seit 2006 unterrichtet er an der Staatlichen Realschule Zirndorf, bildet als Seminarlehrer für Physik Referendare aus und ist beim Bayerischen Realschulnetz sowie in verschiedenen Bereichen der Lehrerfortbildung tätig.
Seinen ersten Kontakt zu Jugend forscht hatte er 1989 als Teilnehmer am Regionalwettbewerb in Unterfranken. Seit 2011 betreut er Schüler auf ihrem Weg zum Wettbewerb Jugend forscht/Schüler experimentieren. 2018 wurde Christopher Oberle mit dem Sonderpreis für engagierte Talentförderer der Friedrichs Stiftung ausgezeichnet.
Christopher Oberle ist Mitorganisator der ersten bayerischen Regionalkonferenz Schule MIT Wissenschaft in Regensburg.

Dr. Monika Aufleger

Dr. Monika AuflegerLeibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Guter Biologieunterricht mit (trotz) digitalen Medien
Digitalisierung ist in aller Munde, doch nach wie vor ist weitgehend offen, wie digitale Medien im Unterricht so integriert werden können, dass dieser dadurch „qualitativ besser“ wird.

In dieser Veranstaltung lernen Sie verschiedene digitale Werkzeuge für den Biologieunterricht kennen (z.B. digitale Bestimmungswerkzeuge, Messwerterfassungssysteme, digitale Simulationen / Animationen) und reflektieren deren Potential für den Unterricht. Dabei soll der Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung im Zentrum stehen.

Zur Person
Dr. Monika Aufleger hat Biologie und Chemie für das Lehramt an Gymnasien studiert. Nach dem Referendariat ging der Weg zur Promotion zurück an die Universität. Schon mit dem Promotionsthema „Förderung des systemischen Denkens durch computergestützten Unterricht“ setzte sich Frau Aufleger mit den Möglichkeiten digitaler Medien im Biologieunterricht auseinander.

Nach mehrjährigem Schuldienst ist Frau Dr. Aufleger seit 2002 als Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für die Didaktik der Biologie für die didaktische Ausbildung zukünftiger Biologielehrkräfte verantwortlich. Als Mitglied der „Forschergruppe Lehrerbildung Digitaler Campus Bayern“ und dem Multiplikatoren-Projekt „DigitUS“ ist die Auseinandersetzung mit den Potentialen digitaler Medien im Unterricht immer wieder im Fokus der fachdidaktischen Auseinandersetzung.

Prof. Dr. Peter H. Seeberger

Prof. Dr. Peter H. SeebergerMax-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam

Malariamedikamente aus Pflanzenabfall
Artemisinin Combination Therapies (ACT) sind die wirksamsten Medikamente gegen Malaria und werden zur Behandlung von über 350 Millionen Patienten pro Jahr eingesetzt. Leider sind ca 50% dieser Medikamente gefälscht, weil die Wirkstoffe sehr teuer sind. Mein Labor hat die Herstellung der Wirkstoffe aus Pflanzenabfällen, Luft und Licht entwickelt. Mit dieser Methode können Medikamente kostengünstig hergestellt werden. Dadurch können auch andere Anwendungen wie gegen Krebserkrankungen und zur Behandlung viraler Infektionen angegangen werden. Verschiedene Verbindungen sind derzeit in klinischer Erprobung. In diesem Workshop werden wir die Chemie hinter der Herstellung (kontinuierliche Photochemie) sowie den Wirkmechanismus besprechen.

Zur Person
Peter H. Seeberger (geb. 1966) studierte Chemie an der Universität Erlangen-Nürnberg und promovierte in Biochemie an der University of Colorado. Nach einem Postdocaufenthalt am Sloan-Kettering Institute for Cancer Research in New York City war er von 1998-2002 Assistant Professor und Firmenich Associate Professor (tenured) am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA. Von 2003-2009 war er Professor an der ETH Zürich und 2008 Vorsteher des Laboratoriums für organische Chemie. Seit 2009 ist er Direktor des Departments für Biomolekulare Systeme am Max-Planck Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam und Professor an der Freien Universität Berlin. Seit 2011 ist er Honorarprofessor an der Universität Potsdam. Er ist Mitglied des Senats der Max-Planck Gesellschaft und des Stiftungsrates der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Seit 2021 ist er Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Professor Seebergers Forschung wurde in über 620 Artikeln, fünf Büchern, mehr als 50 Patentfamilien publiziert und in über 900 Vorträgen präsentiert. Er ist einer der Editoren des Standardwerks „Essentials in Glycobiology“. Zu den mehr als 40 Preisen zählen der Körber Preis der Europäischen Wissenschaften (2007) und die Wahl zu einem der „100 wichtigsten Schweizer“. Er ist gewähltes Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Bisher wurden 66 seiner ehemaligen MitarbeiterInnen auf Professuren berufen.

Peter H. Seeberger setzt sich als Herausgeber der platinum open access Zeitschrift „Beilstein Journal for Organic Chemistry“ (kostenlos für AutorInnen und LeserInnen) besonders für neue, allgemein zugängliche Modelle des Publizierens ein. Als Mitgründer der Tesfa-Ilg “Hope for Africa” Foundation bemüht er sich um verbesserte Lebensbedingungen in Äthiopien.

Aus den Arbeiten im Seeberger-Labor sind mehrere erfolgreiche Firmen in Deutschland, den USA, der Schweiz und Dänemark hervorgegangen.