Archiv der Kategorie: Konferenzarchiv

Dr. Jürgen Kirstein¹, Dr. Sebastian Haase²

Dr. Jürgen Kirstein - oben im Bild, Dr. Sebastian Haase - unten im Bild¹ Fachbereich Physik, AG Didaktik der Physik, Freie Universität Berlin
² Fachbereich Erziehungswissenschaften, AB Schulpädagogik/Schulentwicklungsforschung, Freie Universität Berlin

Interaktive Bildschirmexperimente: Realdatenbasierte digitale Repräsentation naturwissenschaftlicher Experimente
Kann ich mit ionisierender Strahlung oder Hochspannung gefahrlos experimentieren? Wie verhalten sich Elektronen, wenn man sie auf eine Kristalloberfläche schießt? Welche Masse hat die Erde? Natürlich gibt es Formeln dafür, aber die Zusammenhänge versteht man besser, wenn sie in Experimenten anschaulich und im eigenen Tempo nachvollziehbar werden. Weil Zeit und Raum für echte Experimente im Unterricht oft begrenzt sind, hat die Arbeitsgruppe für Didaktik der Physik der Freien Universität Berlin das Interaktive Bildschirmexperiment (IBE) entwickelt: Fotografisch repräsentierte Experimente lassen sich durch realitätsnahe Handlungen mit der Maus oder per Touchscreen am Bildschirm (Tablet) durchführen und liefern ein unmittelbares Feedback – generiert aus Bild-, Ton- und Messdaten. Dadurch entfallen sowohl der in vielen Fällen hohe Aufwand für computergenerierte Modelle, ihre dreidimensionale Visualisierung als auch die Bereitstellung von fernsteuerbaren Experimenten im Internet.
IBE werden im Unterricht der Schule und in der Lehre bereits seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt. Mit dem Projekt „Technology Enhanced Textbook (TET)“ wurde das didaktisch-technologische Konzept des IBE auf das digitale „Lehrbuch der Zukunft“ übertragen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte das Projekt im Rahmen des von 2010 bis 2013 als Teil der sogenannten Hightech-Strategie für Deutschland. Die aus diesem Projekt weiterentwickelte Online-Plattform „tet.folio“ unterstützt Lernende durch eine digitale Erweiterung der Realität sowie durch Werkzeuge für die aktive Wissenskonstruktion und zum kooperativen Lernen. Ziel ist es, durch (angeleitetes) Selbermachen in digital erweiterten Lernumgebungen Kompetenzen im naturwissenschaftlichen Unterricht auf anschauliche Weise zu erwerben.
IBE lassen sich mit der in tet.folio integrierten Autorenumgebung herstellen, in digitales Lehr-Lernmaterial vielfältig einbetten und online bereitstellen. Durch die mögliche Entkopplung von Ort und Zeit des (mobilen) Experimentierens liefern IBE einen Beitrag zur Flexibilisierung des Lernens und können lebensbegleitende Lernprozesse wirksam unterstützen. In empirischen Studien wurde die Lerneffizienz der Kombination realer und virtueller Medien zum gleichen Inhalt untersucht. Ergebnis: Mit interaktiven Bildschirmexperimenten lernt man unter bestimmten Bedingungen nicht nur gleich gut, sondern sogar schneller.

Zu den Personen
Jürgen Kirstein forscht seit 1996 über multimediale Repräsentationen von realen Experimenten für das Lehren und Lernen in der Physik. Zuvor war er mehr als zehn Jahre als Studienrat für die Fächer Physik, Mathematik und Informatik im Schuldienst tätig. Er hat das IBE-Format im Rahmen seines Promotionsvorhabens entwickelt und zahlreiche Entwicklungs- und Evaluierungsprojekte zu Anwendungen von IBE in Schule und Hochschule konzipiert und verantwortlich geleitet. Seine Arbeiten wurden unter anderem mit dem European Academic Software Award (2000) ausgezeichnet. Als Kollegiat der Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung war er 2002 am interdisziplinären Austausch zu Grundfragen multimedialer Lehre und Lernens beteiligt. Im Rahmen der Forschung und Entwicklung zu IBE hat er die vom BMBF geförderten Projekte „Technology Enhanced Textbook (TET)“ und „Erfahrungsbasiertes Lernen durch interaktives Experimentieren in erweiterten Realumgebungen (ELIXIER)“ (2016 bis 2018) maßgeblich konzipiert und beratend begleitet.

Sebastian Haase hat als verantwortlicher Entwickler die Web-Applikation „tet.folio“ implementiert und maßgeblich an der Konzeption mitgewirkt. Er konnte hier umfangreiche Erfahrungen aus seiner Promotion in der Biophysik einbringen, bei der er auch international gearbeitet hat. Seine Kompetenzen reichen von der Softwareentwicklung und Bildverarbeitung bis zur Hardwareentwicklung und Programmierung der jeweiligen Schnittstellen. Dabei sammelte er Erfahrungen in der Mikro-Controller-Programmierung und kann Skriptsprachen wie Python per Customized Runtime-Library-Interfaces an Hardwareschnittstellen anbinden. Er verfügt weiter über die nötige System-Administrator-Erfahrung, um die Hardwareschnittstellen per XML- oder JSON-Protokollen an HTTP-Webserver zu binden und diese damit über eine Online-Webseite entweder weltweit oder lokal hinter einer Firewall erreichbar zu machen. Im Rahmen von ELIXIER war er unter anderem für die Integration der tet.folio/IBE-Technologie in ein Lernanalyse-Modul und die tet.folio Infrastruktur zuständig. Seit 2019 ist er im Arbeitsbereich Schulpädagogik/Schulentwicklungsforschung für den Betrieb und die Weiterentwicklung der tet.folio-basierten Video-Plattform „FOCUS“ zuständig.

Dr. Georg Bednorz

Dr. Georg BednorzNobelpreisträger für Physik 1987
IBM Fellow Emeritus, IBM Research, Zürich (Schweiz)

Supraleitung – vom Phänomen zur Technologie
Schon vor 100 Jahren hatte Kamerlingh Onnes, der Entdecker des Phänomens, revolutionäre Ideen zur Umsetzung in energietechnische Anwendungen. Träume zum verlustfreien Transport von elektrischer Energie und der Erzeugung hoher Magnetfelder musste er bald begraben. Erst in den späten 70er Jahren eröffnete sich die Möglichkeit mit Supraleitern Magnete für den Einsatz in Forschung und Medizin zu entwickeln. Einen neuen Impuls erlangte das Feld aber zum Zeitpunkt seines 75-jährigen Bestehens durch die Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleitung in einer neuen Klasse von Materialien. Die Weiterentwicklung dieser Materialien ermöglicht heute endlich den verlustfreien Transport elektrischer Energie, deren effizientere Erzeugung und Nutzung unter gleichzeitiger Einsparung wichtiger Ressourcen. Dies und unzählige weitere Einsatzfelder machen die Supraleitertechnologie zur Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts.

Zur Person
Georg Bednorz studierte Mineralogie und Kristallographie an der WWU in Münster. Während seiner Studienzeit arbeitete er wiederholt für mehrere Monate am IBM Forschungslabor in Rüschlikon in der Schweiz, wo er auch bis 1975 die Experimente zu seiner Diplomarbeit durchführen durfte. 1977 wechselte er für seine Doktorarbeit an das Laboratorium für Festkörperphysik der ETH Zürich. 1982 wurde Georg Bednorz wissenschaftlicher Mitarbeiter im Physikdepartment am IBM-Foschungslabor, an dem er sich weiter der Erforschung von oxidischen Materialien widmete. Bald wurde daraus die Suche nach neuartigen Supraleitern mit hohen Sprungtemperaturen, die er 1983 zusammen mit K. Alex Müller aufnahm. Nach ihrer Entdeckung der Hochtemperatursupraleitung in schichtartigen Kupferoxidverbindungen im Jahr 1986 erhielten Bednorz und Müller zahlreiche national und international bedeutende Ehrungen. 1987 wurden beide mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

Prof. Dr. Klaus Desch

Prof. Dr. Klaus DeschArbeitsgruppe für Experimentelle Teilchenphysik der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Das Higgs-Boson — Was haben wir davon?
Wohl kaum ein wissenschaftliches Ergebnis der Grundlagenforschung hat in den letzten Jahren so viel öffentliches Interesse erregt wie die Entdeckung eines Higgs-Bosons am europäischen Labor für Teilchenphysik CERN im Sommer 2012.
Ist es das lang gesuchte Higgs-Boson des Standard-Modells? Ist es ein anderes Higgs-Boson? Wofür braucht man das Higgs-Boson? Was wissen wir schon über das neue Elementarteilchen? Was müssen wir noch herausfinden? Wie macht man das überhaupt? Was bringt uns dieses Wissen eigentlich? Und was hat das alles mit dem Universum zu tun? Fragen über Fragen, die im Vortrag erläutert werden.

Zur Person
Klaus Desch ist Professor für Experimentalphysik an der Universität Bonn. Er arbeitet auf dem Gebiet der Elementarteilchenphysik an großen Beschleunigeranalagen, vor allem im ATLAS-Experiment am LHC-Beschleuniger am CERN. Sein Interesse gilt der Erforschung des Higgs-Bosons und der Suche nach neuen Teilchen und Phänomenen bei höchsten Energien. Er arbeitet auch an der Vorbereitung zukünftiger Beschleunigerprojekte und entwickelt neue Teilchendetektoren. Desch hat 1995 in Bonn promoviert, ging dann als Fellow ans CERN. Weitere Stationen führten ihn an die Universitäten Hamburg und Freiburg, bevor er 2006 an das Physikalische Institut der Universität Bonn berufen wurde.

Prof. Dr. Robert Huber

Prof. Dr. Robert HuberNobelpreisträger für Chemie 1988
Direktor Emeritus der Gruppe für Strukturforschung am Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried

Schönheit und Zweckmäßigkeit — Die Architektur der Proteine, der Bausteine des Lebens
Proteinstrukturen in atomarer Auflösung werden mit immer höherer Geschwindigkeit bestimmt. Dies wurde ermöglicht durch die schnell fortschreitende Entwicklung von Methoden und Instrumenten in der Proteinkristallographie, der Elektronenmikroskopie und der NMR-Spektroskopie. So können heute sehr große und komplexe Proteinstrukturen ermittelt werden. Diese Strukturen dokumentieren die Schönheit und grenzenlose Vielseitigkeit der Architektur der Proteine, aber enthüllen auch unerwartete Verwandtschaftsbeziehungen, welche einen Blick weit in die Vergangenheit der biologischen Evolution ermöglichen. Diese Strukturen bilden die Grundlage für das Verständnis von Bindungspezifitäten und katalytischen Eigenschaften der Proteine (Chemie), ihren spektralen Eigenschaften und Elektronentransferfunktionen (Physik) und ihrer Rolle in physiologischen Systemen (Biologie und Medizin). Sie erlauben es, spezifische Bindungspartner für Zielproteine zu entwickeln, was neue Strategien für Therapien, Medikamentenentwicklung und den Schutz von Nutzpflanzen eröffnet.

Zur Person
Robert Huber ist ein deutscher Chemiker und Nobelpreisträger. Er studierte, promovierte und habilitierte sich im Fach Chemie an der TU München. Von 1971 bis 2005 war er Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried bei München. Er erhielt den Nobelpreis im Bereich Chemie 1988 zusammen mit Johann Deisenhofer und Hartmut Michel „für die Erforschung der dreidimensionalen Struktur des Reaktionszentrums der Photosynthese bei einem Purpurbakterium“. Robert Huber leitet als Direktor Emeritus die Gruppe für Strukturforschung am MPI für Biochemie in Martinsried. Darüber hinaus besetzt er mehrere Gastprofessuren an Universitäten in Wales, Singapur, Deutschland und Spanien. Als Mitbegründer der Biotech-Unternehmen Proteros (1997) und SuppreMol (2005) nimmt er in beiden Unternehmen beratende Funktionen ein. Seit 1988 ist Huber ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1990 wurde er zu einem Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Seit 2005 forscht Robert Huber als Gastprofessor am Zentrum für Medizinische Biotechnologie der Universität Duisburg-Essen.

Dr. Heinz-Albert Becker¹, Ute Cremer², Klaus Decker³

Dr. Heinz-Albert Becker - oben im Bild, Ute Cremer - mittig im Bild, Klaus Decker - unten im Bild¹ Laborleitung und Koordination, zdi-Zentrum NEAnderlab
² Stellvertretende Laborleiterin, zdi-Zentrum NEAnderlab
³ Wissenschaftlicher Mitarbeiter, zdi-Zentrum NEAnderlab

Life Technologies – Von der DNA bis zum 3D-Drucker
In diesem Workshop möchten wir mit Ihnen durch Experimentieren, Nachdenken und Berechnen mit Humor auf eine Entdeckungsreise zur DNA als Informationsspeicher des Lebens gehen. Welche Dimensionen hat unsere DNA? Wie kann man mit der DNA arbeiten? Warum sind unsere Augenbrauen von Bedeutung? Sind alternative Lebensformen möglich? Wir werden die unterschiedlichsten Facetten und Dimensionen ausgehend von unserer eigenen Geschichte bis hin zu den modernen Ansätzen der Life Technologies beleuchten. Es werden sowohl Experimente durchgeführt, die auch in Klassenräumen möglich sind, als auch Überlegungen angestellt, die Schülerinnen und Schülern einen vertieften und fachübergreifenden und teilweise verblüffenden Einblick in die betreffenden biologischen Themen vermitteln können.

Zu den Personen
Dr. Heinz-Albert Becker ist Molekulargenetiker und studierte Biologie an der Universität zu Köln. Er verfasste seine Promotion über springende Gene (Transposons) beim Mais. Anschließend war er für 10 Jahre im Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln-Vogelsang unter anderem an der Erforschung der Körnerfüllung in der Mais-Karyopse und an Transkriptioneller Aktivierung bei Mais und Arabidopsis tätig. Als naturwissenschaftlicher Allrounder entwickelte er seit 2008 als Laborleiter des zdi-Zentrums NEAnderlab die Didaktik für 25 fachübergreifende MINT-Kurse aus allen Bereichen von Naturwissenschaft und Technik. Eng an das Curriculum angebunden fanden seitdem im Schülerlabor NEAnderlab MINT-Trainings mit über 30.000 Schülerinnen und Schülern von Klasse 5 bis Klasse 13 statt.

Ute Cremer, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Laborleiterin des zdi-Zentrums NEAnderlab. Sie ist zuständig für Kursentwicklung und Kursbetreuung sowie für die Partnergewinnung des Schülerlabors NEAnderlab. Im Jahr 2017 hat Ute Cremer zu-sätzlich die experimentelle Leitung des mobilen MINT-Labs an der deutsch-niederländischen Grenze in der Euregio übernommen. In diesem Projekt treffen sich Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und den Niederlanden im Rahmen einer europäischen Begegnung zu experimentellen Tagen auf Burgen und Schlössern.

Klaus Decker ist als pensionierter Lehrer für Chemie und Physik wissenschaftlicher Mitarbeiter des NEAnderlabs. Er hat in den vergangenen Jahren die Didaktik und viele Kurse des NEAnderlabs mitentwickelt. Gerade durch seinen Einblick in die Schule und das Schü-lerlabor des zdi-Zentrums konnte in den letzten Jahren ein an das Curriculum von mitt-lerweile über 40 Partnerschulen des NEAnderlabs angepasstes Kursporfolio entwickelt werden. Klaus Decker betreut ebenfalls viele der MINT-Kurse des zdi-Zentrums NEAnder-lab.

Prof. Dr. Mirco Kai Imlau¹, Prof. Dr. Marco Beeken², Dipl.-Wirtsch.-Ing. Truong Le³, M.A. Sebastian Lotz⁴

Prof. Dr. Mirco Kai Imlau - oben im Bild, Prof. Dr. Marco Beeken - zweiter von oben im Bild, Dipl.-Wirtsch.-Ing. Truong Le -zweiter von unten im Bild, M.A. Sebastian Lotz - unten im Bild¹ Fachbereich Physik, Universität Osnabrück
² Fachbereich Biologie/Chemie, Universität Osnabrück
³ Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart
⁴ Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für technische Optik der Universität Stuttgart

Do-it-yourself-Photonik: Smartphone-Mikroskop & Laser aus LEGO®-Bausteinen
Wie funktioniert ein Laser? Aus welchen optischen Komponenten besteht ein Mikroskop? Wie erzeugt eine Virtual-Reality-Brille den 3D-Effekt? Die Antworten auf diese und viele andere spannende Fragen aus Photonik und Optik können sich Kinder und Jugendliche künftig selbst geben.
Möglich machen das die beiden Projekte myphotonics und BaKaRoS, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der „Open Photonik“-Initiative fördert. Ihr Ziel ist es, durch Selbermachen Wissen über optische und photonische Systeme auf anschauliche, leicht verständliche Weise zu vermitteln – und so auch zu eigenen Experimenten anzuregen. Besonders gut eignet sich die Methode, um junge Menschen für technische Themen zu interessieren und neue Wege bei der Nachwuchsförderung in Naturwissenschaften und Technik zu gehen.
Mit dem BaKaRoS-Baukasten soll der Entdeckergeist von jungen Menschen auf spielerische Weise geweckt werden. Mikroskope, Teleskope, eine Datenbrille, eine Virtual-Reality-Brille und ein Smartphone-Mikroskop können nach Bauanleitungen gebaut und anschließend modifiziert werden. Allesamt sind sie zusammengesetzt aus fischertechnik, optischen Komponenten und selbst entwickelten 3D-gedruckten Bauteilen.
Myphotonics stellt Open Source Komponenten für die Photonik auf Basis bekannter Baukastensysteme (LEGO®, fischertechnik, Arduino & Co., 3D-Drucktecknik etc.) bereit und verfolgt das Ziel der nachhaltigen Gewinnung bzw. Förderung von wissenschaftlichem Nachwuchs für die Photonikforschung und -industrie an außerschulischen Lehr- und Lernorten. Im Workshop wird erstmals gezeigt, wie sich die myphotonics-Photonikkomponenten für die Vermittlung von Wissen an Dritte und besonders zur Förderung von offenen Innovationsprozessen einsetzen lassen. Als originärer Ansatz wird die Wissensvermittlung über Schülerinnen und Schüler als Expertenteam und anhand gesellschaftlich relevanter Themenstellungen (Sicherheit von Laserpointern, Laser als Werkzeug etc.) gewählt.
Beide BMBF-geförderte Projekte myphotonics und BaKaRoS verfolgen einen Open-Source-Ansatz und stellen die Bausätze als nachbaubare Anleitungen im Internet lizenzkostenfrei zur Verfügung.

Zu den Personen
Mirco Imlau studierte Physik an der Universität zu Köln und verfasste seine Promotion auf dem Gebiet der nichtlinear optischen Eigenschaften photoschaltbarer Moleküle. Nach Aufenthalten an den Universitäten Wien und Nancy fokussierte er sich auf die Wechselwirkung von (ultra-)kurzen Laserpulsen mit optischen Materialien und damit auf eine verstärkte Kooperation mit der Photonik-Industrie. Seit 2002 ist er Professor für Optik & Photonik an der Universität Osnabrück und Leiter der Arbeitsgruppe Ultrakurzzeitphysik sowie Vorstandsmitglied im Forschungszentrum für zelluläre Nanoanalytik CellNanOs in Osnabrück. Im Jahr 2013 initiierte er die Projektierung myphotonics zur nachhaltigen Gewinnung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Photonikforschung und -industrie.

Marco Beeken hat sich in seiner fachdidaktischen Promotion an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg mit der Förderung und Forderung besonders begabter Schülerinnen und Schüler in den naturwissenschaftlichen Fächern beschäftigt. Nach einer Tätigkeit als Gymnasiallehrer für die Fächer Chemie und Biologie wurde er 2015 als Professor für Didaktik der Chemie an die Universität Osnabrück berufen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Entwicklung, Durchführung und Evaluation innovativer Wissenschaftskommunikations- und Open-Innovation-Formate. Als originären Ansatz verfolgt er hierbei die Überführung von Werkzeugen und Elementen der MAKER-Bewegung (wie bspw. Do-it-yourself Mini-Spektrometer und Makeathons) in neuartige Lehr- und Lernformate.

Truong Le ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IAO. Er forscht auf dem Gebiet „Lean Prototyping“. Lean Prototyping bedeutet vor allem, durch den Einsatz digitaler Technologien wie 3D-Druck, Microcomputer und Open-Source-Wissen kostengünstige Produktideen mit direktem Nutzen für die Gesellschaft in kurzen Lernzyklen zu generieren.

Sebastian Lotz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technische Optik der Universität Stuttgart. Er forscht auf dem Gebiet des Wissenstransfers zwischen technischen Domänen und versucht das Themenfeld der Photonik für verschiedene Zielgruppen wie Jugendliche, Designer, Wissenschaftler und Industrievertreter zugänglich zu machen. Besonders die Möglichkeiten von Baukastensystemen als Mittel zur Kommunikation und interdisziplinären Produktentwicklung stehen dabei im Zentrum seines Forschungsinteresses.

Logo BMBF

Prof. Dr. Michael Tausch

Prof. Dr. Michael TauschDidaktik der Chemie, Bergische Universität, Wuppertal

NEIK (Nachhaltige Experimente, Innovative Konzepte): Lichtlabor Pflanze
Photoprozesse, d. h. Vorgänge mit Beteiligung von Licht, haben bei vielen Vorgängen in Natur, Technik und Alltag Schlüsselfunktionen. Die Beispiele reichen von der Farbigkeit der Alltagsgegenstände bis zur Photosynthese in grünen Pflanzen, von den Vorgängen in der Atmosphäre und in unserem Auge bis zum Flachbildschirm des Fernsehers und der Solarzelle auf dem Dach. Die Energiewende, der Klimawandel und die Nachhaltigkeit sind globale Probleme des 21. Jahrhunderts, die nur gelöst werden können, wenn auch unsere Schuljugend für die Möglichkeiten sensibilisiert wird, die in der Nutzung des Solarlichts liegen. Photoprozesse sind interdisziplinär und können an verschiedenen Stellen des Chemieunterrichts und anderer MINT-Fächer eingesetzt werden. Sie bieten eine Fülle von motivierenden Kontexten, an denen die Basiskonzepte, Kompetenzen und lehrplankonforme Inhalte der Chemie und benachbarter Fächer, insbesondere Physik, Biologie, Informatik und Geographie, vermittelt und gefördert werden können.
Im Workshop stehen Modellexperimente zum „Lichtlabor Pflanze“ im Vordergrund. Dabei geht es um das Zusammenwirken von Chlorophyllen und Carotinoiden bei der Photosynthese sowie um die stofflichen und energetischen Grundlagen beim natürlichen Kreislauf Photosynthese und Atmung. Die didaktische Verwertung und curriculare Einbindung der Experimente in der Sekundarstufen I und II wird mithilfe von Unterrichtskonzeptionen, Arbeitsblättern, Modellanimationen und Lehrfilmen unterstützt.

Zur Person
Michael W. Tausch, langjähriger Chemielehrer (1976 bis 1995) an der Kooperativen Gesamtschule Kirchweyhe und Professor für Chemie und ihre Didaktik an den Universitäten Duisburg (1995 bis 2005) und Wuppertal (seit 2005), entwickelt Lehr- und Lernmaterialien als Print- und Elektronikmedien sowie als Interaktionsboxen mit experimentellem Equipment. Sein Forschungsinteresse gilt insbesondere der curricularen Innovation des Chemieunterrichts und des Chemie-Lehramtsstudiums. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Prozesse mit Licht. Auf diesem Gebiet leistet er Pionierarbeit für den Chemieunterricht und die benachbarten MINT-Fächer. Tausch erhielt im Jahr 2015 als erster Chemiedidaktiker den neu eingerichteten Heinz-Schmidkunz-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker.

Dr. Götz Lehmann

Dr. Götz LehmannLeiter des Physikalischen Grundpraktiukums, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf

Elektrische Potentiale anhand eines EKG-Modells
Die elektrischen Potentiale auf der Körperoberfläche eines Menschen, verursacht durch die Erregungsausbreitung am Herzen, sind die Grundlage des Elektrokardiograms (EKG). In diesem Workshop wird ein vereinfachtes experimentelles EKG-Modell aus dem Düsseldorfer Physik Grundpraktikum vorgestellt. Anhand dieses Experiments erarbeiten sich Nebenfachstudenten (Medizin und Pharmazie) in ihrem Physikpraktikum zunächst die abstrakten Begriffe des Potentials und der Potentialdifferenz. Anschließend werden auf einem zweidimensionalen Modell des menschlichen Rumpfs Potentialverteilungen ähnlich zu denen auf der Körperoberfläche erzeugt. Mit Hilfe von Messungen der Potentialdifferenzen zwischen fest vorgegebenen Punkten (entsprechend am Menschen z.B. Arme und ein Fuß) lässt sich nun die Richtung der Erregungsfortleitung bestimmen. Aus den gewonnen Einblicken lässt sich die Entstehung von EKG-Signalen prinzipiell erklären.

Zur Person
Dr. Götz Lehmann ist Leiter des Physikalischen Grundpraktikums an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf. Er promovierte 2009 mit einem Thema aus der theoretischen Plasmaphysik in Düsseldorf und habilitiert sich zurzeit. Neben ultrastarken Lasern und Supercomputern hat er großes Interesse an Lehre.