Schlagwort-Archive: Vortrag

Prof. Dr. Mark Vogelsberger

Prof. Dr. Mark VogelsbergerMassachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA)

Das Universum im Computer

Die Bildung kosmischer Strukturen ist ein zentrales Phänomen in der Kosmologie, das die Entstehung und Entwicklung des Universums prägt. Dieser Prozess beschreibt, wie Galaxien und andere Strukturen im Universum entstehen, hauptsächlich durch die Schwerkraftwirkung auf anfänglich gleichmäßig verteilte Materie nach dem Urknall. Dichte Regionen ziehen Materie an, Gaswolken kollabieren und bilden Galaxien, während größere Strukturen wie Galaxienhaufen und Superhaufen durch die Verschmelzung von Galaxien entstehen. Kosmologische Simulationen modellieren diese Prozesse, verbessern unser Verständnis der Galaxienentwicklung und liefern wichtige Einblicke in die Kosmologie.

Der Vortrag bietet einen Einblick in die Welt der kosmologischen Simulationen, die es ermöglichen, komplexe Phänomene im Universum zu verstehen. Beginnend mit den Grundlagen der Kosmologie werden numerische Methoden diskutiert, die die Entwicklung von Galaxien, Dunkler Materie und großen Strukturen modellieren. Es werden auch die Herausforderungen und Grenzen dieser Simulationen beleuchtet und wie Fortschritte in Rechenleistung und Simulationstechnik die Beantwortung fundamentaler Fragen der Kosmologie voranbringen.

Zur Person
Professor Vogelsberger wuchs in Deutschland auf und erhielt sein Physik-Diplom von der Universität Mainz sowie seinen Doktortitel von der Universität München und dem Max-Planck-Institut für Astrophysik im Jahr 2010. 2009 wurde er mit dem Rudolf-Kippenhahn-Preis für seine Doktorarbeit ausgezeichnet. Von 2009 bis 2012 war er Postdoktorand am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und von 2012 bis 2013 Hubble-Stipendiat. 2013 trat Dr. Vogelsberger der Physik-Fakultät des MIT bei. 2016 erhielt er ein Alfred-P.-Sloan-Stipendium in Physik und 2020 den Buchalter Kosmologie-Preis. Ende 2023 wurde ihm eine LOEWE-Spitzen-Professur an der Philipps-Universität Marburg zuerkannt.

Prof. Dr. Jens Tübke

Prof. Dr. Jens TübkeFraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT)
Karlsruhe Institut für Technologie (KIT)

Redox-Flow-Batterien als Netzspeicher für die Energiewende

Für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende werden Lösungen benötigt, um die Energie aus der Solar- und Windstromproduktion zu speichern und schwankende Produktionskapazitäten auszugleichen. Zentralisierte Lösungen wie zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke haben einen großen Platz- und Kapitalbedarf – besser wäre es, den Strom dezentral in Batterien zu speichern. Dabei stehen neben den etablierten Lithium-Ionen-Batterien vor allem die Redox-Flow-Batterien immer stärker im Fokus, deren Grundprinzip in der Speicherung der elektrischen Energie in flüssigen Elektrolytlösungen beruht. Der bekannteste Vertreter ist dabei die Vanadium-Redox-Flow-Batterie, aber auch andere Systeme wie Zink/Brom-, Eisen/Eisen-, Eisen/Chrom- und auf organischen Aktivmaterialien basierende Redox-Flow-Batterien befinden sich derzeit in der Entwicklung und kommerziellen Umsetzung. Redox-Flow-Batterien besetzen die Lücke zwischen den Lithium-Ionen-Batterien für den kurzfristigen Gebrauch beispielsweise in Pkws oder kleineren Heim- oder Netzspeichern und den Power-To-X-Projekten, also der Speicherung von überschüssigem Strom in Form von zum Beispiel grünem Wasserstoff, für einen Zeitraum über mehrere Tage und Wochen. Der Vortrag befasst sich mit dem Aufbau und der Funktionsweise von Redox-Flow-Batterien, diskutiert verschiedene Varianten und stellt mögliche Anwendungsbeispiele vor.

Zur Person
Jens Tübke wurde am 06.05.1968 in Aschersleben geboren. Er studierte Chemie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und promovierte von 1994 bis 1997 in Halle auf dem Gebiet polymerbasierter Elektrolyte für Lithium-Ionen-Batterien. Von 1997 bis 2000 arbeitete er als Gastwissenschaftler an der Universität Kyoto an der Weiterentwicklung von Materialien für Lithium-Ionen-Batterien. 2000 ging er wieder zurück nach Deutschland und nahm eine Tätigkeit als Projektleiter am Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (Fraunhofer ICT) in Pfinztal auf. Seit 2008 ist er dort Leiter des Bereichs „Angewandte Elektrochemie“. 2015 wurde Jens Tübke mit einer Professur für „Materialien und Prozesse für die elektrochemische Speicherung“ an das Karlsruher Institut für Technologie berufen. Sein Arbeitsgebiet am KIT am Institut für Mechanische Verfahrenstechnik und Mechanik (MVM) ist die Produktion und Verarbeitung von Batterie- und Brennstoffzellenmaterialien. Seit 2019 ist er mit der Planung und dem Aufbau einer Forschungsfertigung für Batteriezellen in Münster beschäftigt und wurde im Januar 2020 in die Institutsleitung der Fraunhofer Forschungsfertigung Batteriezelle (Fraunhofer FFB) berufen.

Prof. Dr. Andreas Schütze

Prof. Dr. Andreas SchützeUniversität des Saarlandes – Lehrstuhl für Messtechnik

Sensoren im Smartphone – Technologie und erweiterter Nutzen durch Sensordatenfusion

Das Smartphone stellt angesichts der enormen Stückzahlen heute den größten Treiber für die Entwicklung moderner Mikrosensoren dar. In einem typischen Smartphone sind etwa 20 Mikrosensoren ganz unterschiedlicher Art enthalten (Kameras, Mikrofone, Touchsensoren, Inertialsensoren, Magnetfeldsensoren, Luftdruck usw.), was nur mit extremer Miniaturisierung möglich ist, da Platz und vor allem Energie begrenzt sind. Der Vortrag wird die wichtigsten Sensoren darstellen und die zugrundeliegenden Technologien kurz betrachten. Das ist nicht nur von der Funktion her interessant, sondern auch wirtschaftlich, denn die Mikrosensorik ist nach wie vor eine Stärke der europäischen und besonders der deutschen Industrie mit Bosch und Infineon als Marktführern in ihren Bereichen. Der Vortrag wird aber auch darstellen, wie durch die sog. Sensordatenfusion Messaufgaben realisiert werden können, die nicht direkt messbare Größen umfassen, wobei dies vor allem durch entsprechende Modellbildung und intelligente Auswertung ermöglicht wird. Abschließend betrachtet der Vortrag kurz, welche weiteren Entwicklungen noch zu erwarten sind, um die künstlichen Sinnesorgane der Smartphones weiter zu vervollständigen.

Zur Person
Prof. Dr. Andreas Schütze studierte Physik und Mathematik an der RWTH Aachen und promovierte 1994 in angewandter Physik an der Justus-Liebig-Universität Gießen in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dieter Kohl im Bereich Gassensorik. Anschließend war er bei der VDI/VDE-IT GmbH, Teltow, insbesondere in der Projektförderung Mikrosystemtechnik tätig. 1998 erhielt er den Ruf auf die Professur Sensorik und Mikrosystemtechnik an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld. Seit 2000 leitet Prof. Dr. Andreas Schütze den Lehrstuhl für Messtechnik an der Universität des Saarlandes in der Fachrichtung Systems Engineering. Seine Forschungsschwerpunkte sind leistungsfähige Gasmesssysteme sowie smarte Sensorsysteme für industrielles Condition Monitoring. Prof. Schütze ist Gründungsmitglied des ZeMA Zentrums für Mechatronik und Automatisierungstechnik GmbH und Mitgründer der 3S GmbH – Sensors, Signal Processing, Systems, Saarbrücken. Prof. Schütze ist ehrenamtlich aktiv, u.a. als Vorsitzender des VDE Saar, im AMA Verband für Sensorik und Messtechnik und als Vorsitzender der Fachsektion Mess- und Sensortechnik der Dechema.

Die Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses ist Prof. Schütze ein besonderes Anliegen. Er hat 2006 das Schülerlabor SinnTec gegründet und ist Gründungsmitglied von LernortLabor e.V., dem Bundesverband der Schülerlabore. Mit dem Landkreis Saarlouis hat er 2015 das Schülerforschungszentrum Saarlouis gegründet und leitet seitdem den dortigen Förderverein. Seit einigen Jahren führen VDE und VDI im Saarland unter seiner Federführung den „Tag der Technik“ fort, bei dem Schülerinnen und Schüler modernste Technik in Workshops sowie einer interaktiven Ausstellung hands-on erleben können. Seit Ende 2022 hat der Tag der Technik @ School mit ganztätigen Angeboten an Gymnasien für alle Altersstufen über 4000 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte erreicht.

Prof. Dr. Karin Jacobs

Prof. Dr. Karin JacobsFachbereich Experimentalphysik, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Biophysikalische Experimente im Spannungsfeld zwischen Modellsystem und Anwendung: Wie beginnt die Biofilmbildung – an Zähnen, Kathetern und in Petrischalen?

Warum dauert es manchmal so lange, bis Erkenntnisse aus dem Labor zum Patienten kommen? Am Beispiel mikrobieller Biofilme werden Erfolge und Hürden dieses langen Weges dargestellt sowie die Freuden und Herausforderungen interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Mikrobielle Biofilme sind im Alltag häufig anzutreffen, können aber vor allem bei Patienten in Krankenhäusern zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen. Um einen Biofilm auf Oberflächen zu bilden, müssen sich die Mikroben zunächst an diese Oberflächen anlagern. Mit Hilfe moderner physikalische Methoden wie die auf der Rasterkraftmikroskopie basierende Einzelzell-Kraftspektroskopie können wir die grundlegenden Prinzipien der Adhäsion von Proteinen und Mikroben beschreiben. Doch wann wird daraus eine „Handlungsanweisung“ oder gar ein neues Produkt? Kann die Physik generelle Regeln finden in solchen komplexen, lebenden Systemen?

Zur Person
Prof. Dr. Karin Jacobs studierte Physik an der Universität Konstanz. Ein Auslandsaufenthalt am Weizmann Institute of Science in Israel motivierte sie, Oberflächenphysik und Polymerchemie in einer Dissertation zu verbinden. Nach der Promotion 1997 an der Universität Konstanz wechselte sie an das MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung (damals Berlin, heute Potsdam), dann 1999 an die Universität Ulm. 2001 ging sie dann als Projektleiterin in die Industrie zur Bayer AG nach Leverkusen in die Zentrale Forschung. 2003 folgte sie einem Ruf auf eine Professur in der Physik an der Universität des Saarlandes, wo sie – nach Ablehnung mehrerer Rufe – seitdem eine experimentelle Forschergruppe im Zentrum für Biophysik leitet. Karin Jacobs koordinierte das Schwerpunktprogramm „Nano- und Mikrofluidik“, ist Mitglied im Vorstand des Sonderforschungsbereiches SFB 1027 zur Modellierung biophysikalischer Systeme, ist Fellow der Max Planck School „Matter to Life“, war Mitglied im Wissenschaftsrat und ist derzeit auch Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG.

Dr. Dr. Jens Simon

Dr. Dr. Jens SimonPhysikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig

Gewinner und Verlierer – Eine kleine Kulturgeschichte unseres Einheitensystems (10:45)
Wer eine Revolution plant, sollte gut vorbereitet sein. Und manchmal ist es dazu nötig, alle Details bis zur letzten Nachkommastelle genau festzulegen. Eben dies haben die Wissenschaftler des Messens, die Metrologen, getan, bevor sie dem Internationalen Ein-heitensystem (Système international d`unités, kurz: SI) eine völlig neue Grundlage geben konnten. Vorbei nun die Zeiten, in denen etwa ein Metallzylinder mit all seinen Unzulänglichkeiten der Welt sagte, was ein Kilogramm sein soll. An die Stelle dieser „Ver-körperung“ und anderer idealisierter Vorschriften sind nun Naturkonstanten wie die Lichtgeschwindigkeit, die Planckkonstante und die Boltzmannkonstante getreten. Diese Konstanten tauchen in den fundamentalen Gleichungen der Physik auf und bestimmen somit das „Regelwerk“ der Natur. Nachdem metrologische Institute auf der ganzen Welt in ext-rem aufwendigen Experimenten die Werte der wichtigsten Naturkonstanten möglichst exakt gemessen haben, wurden deren Werte nun ein für alle Mal festgelegt und bilden jetzt das Fundament allen Messens. Und für die Geschichtsbücher: Diese (friedliche) Re-volution fand am 20. Mai 2019 statt. Ihre Auswirkungen könnten Bestand haben für alle Zeiten.

Zur Person
Jens Simon gehört zur Spezies der „echten Braunschweiger“. Nach dem Studium der Theoretischen Physik und der Germanistik ging er als Physiker nach Jülich und Hamburg, arbeitete danach mehrere Jahre als schreibender Wissenschaftsjournalist in Aachen, um doch schließlich der Attraktion Braunschweigs zu erliegen: In der PTB leitet er die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dass alle Einheiten mittlerweile auch auf Alpha Centauri verstanden werden sollen, empfindet er zwar als schön, aber wie die Einheiten in den irdischen Klassenzimmern vermittelt und verstanden werden können, ist leider noch ungeklärt.

Dr. Georg Bednorz

Dr. Georg BednorzNobelpreisträger für Physik 1987
IBM Fellow Emeritus, IBM Research, Zürich (Schweiz)

Supraleitung – vom Phänomen zur Technologie (14:30)

Schon vor 100 Jahren hatte Kamerlingh Onnes, der Entdecker des Phänomens, revolutionäre Ideen zur Umsetzung in energietechnische Anwendungen. Träume zum verlustfreien Transport von elektrischer Energie und der Erzeugung hoher Magnetfelder musste er bald begraben. Erst in den späten 70er Jahren eröffnete sich die Möglichkeit mit Supraleitern Magnete für den Einsatz in Forschung und Medizin zu entwickeln. Einen neuen Impuls erlangte das Feld aber zum Zeitpunkt seines 75-jährigen Bestehens durch die Entdeckung der Hochtemperatur-Supraleitung in einer neuen Klasse von Materialien. Die Weiterentwicklung dieser Materialien ermöglicht heute endlich den verlustfreien Transport elektrischer Energie, deren effizientere Erzeugung und Nutzung unter gleichzeitiger Einsparung wichtiger Ressourcen. Dies und unzählige weitere Einsatzfelder machen die Supraleitertechnologie zur Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts.

Zur Person
Georg Bednorz studierte Mineralogie und Kristallographie an der WWU in Münster. Während seiner Studienzeit arbeitete er wiederholt für mehrere Monate am IBM Forschungs-labor in Rüschlikon in der Schweiz, wo er auch bis 1975 die Experimente zu seiner Diplomarbeit durchführen durfte. 1977 wechselte er für seine Doktorarbeit an das Laboratorium für Festkörperphysik der ETH Zürich. 1982 wurde Georg Bednorz wissenschaftlicher Mitarbeiter im Physikdepartment am IBM-Forschungslabor, an dem er sich weiter der Erforschung von oxidischen Materialien widmete. Bald wurde daraus die Suche nach neuartigen Supraleitern mit hohen Sprungtemperaturen, die er 1983 zusammen mit K. Alex Müller aufnahm. Nach ihrer Entdeckung der Hochtemperatursupraleitung in schichtartigen Kupferoxidverbindungen im Jahr 1986 erhielten Bednorz und Müller zahlreiche national und international bedeutende Ehrungen. 1987 wurden beide mit dem Nobelpreis für Phy-sik ausgezeichnet.

Prof. Dr. rer. nat. Gero Wedemann

Prof. Dr. rer. nat. Gero WedemannHochschule Stralsund

Die dreidimensionale Struktur des Zellkerns und seine Auswirkungen in der Computersimulation (09:45)
Im Zellkern höherer Lebewesen ist das Erbgut dreidimensional funktional gepackt. Die räumliche Struktur hat direkten Einfluss auf Aktivitäten im Zellkern und wird von der Zelle aktiv gesteuert. Störungen davon stehen im engen Zusammenhang mit der Entstehung vieler Krankheiten. Die DNA ist zunächst um Proteine gewickelt und bildet Zylinder, die ca. 11 nm groß sind. Dies ergibt eine Perlenkettenähnliche Struktur, die weiter ins sogenannte Chromatin kondensiert, das das Baumaterial für die Chromosomen darstellt. Die Struktur der Nukleosomen ist gut bekannt, die des Chromatins ist nach wie vor stark umstritten. Die experimentellen Ergebnisse beleuchten immer nur einen speziellen Aspekt und sind mit Fehlern behaftet. Computersimulationen bieten hier die Möglichkeit, diese verschiedenen Aspekte zusammenzubringen. In meiner Arbeitsgruppe haben wir ein Computermodell entwickelt, das mit einer Auflösung einzelner Nukleosomen die Bedingungen für die Bildung unterschiedlicher Strukturen erklärt. Dabei kommen sogenannte Monte Carlo und Replica Exchange Algorithmen zum Einsatz. Die Rechnungen sind so umfangreich, dass für eine einzelne Rechnungen selbst die aktuelle leistungsfähigsten Supercomputer mehrere Wochen rechnen müssen. Das Ergebnis sind vielfältige Einsichten in die dreidimensionale Struktur des Genoms und dessen Regulation.

Zur Person
Prof.Wedemann forscht über die Computersimulation der dreidimensionalen Struktur des Genoms. Seine Arbeitsgruppe hat dazu verschiedene Simulationssoftwares entwickelt und rechnet auf Supercomputern der TOP 500-Liste.

Er studierte Physik in Freiburg und Heidelberg und promovierte nach einem Forschungsaufenthalt am Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg bei Prof. Grassberger an der Universität Wuppertal.
Seit 2002 ist Gero Wedemann Professor für Informatik an der Hochschule Stralsund und leitet dort seit 2009 das Institute for Applied Computer Science.

Prof. Dr. Viola Vogel

Prof. Dr. Viola VogelETH Zürich

Wie unsere Immunzellen Bakterien bekämpfen
Früh in der Evolution haben Bakterien angefangen, höhere Organismen zu befallen, und diese haben versucht, entweder in Symbiose mit Bakterien zu leben, oder der bakterielle Befall resultiert in krankhaften Infektionen. In unserem Darm z.B. leben sie mit uns in Symbiose und synthetisieren für uns lebenswichtige Moleküle. Meist nehmen wir aber nur diejenigen Bakterien wahr, die uns infizieren und gegen die unser Körper eine Vielzahl von Mechanismen entwickelt hat, um diese zu töten, bevor sie uns töten können. Angesichts der schnell wachsenden Resistenz von Bakterien gegen die vom Menschen eingesetzten Antibiotika ist es zwingend notwendig, dass wir besser verstehen, wie unsere eigene Immmunabwehr funktioniert. Weil seit Jahrzehnten intensiv auf diesem Gebiet geforscht wurde, haben wir uns darauf spezialisiert, die mechanischen Aspekte zu erkunden, mit denen unsere Immunzellen Bakterien bekämpfen und wie Bakterien versuchen, diese auszutricksen. Auf der Reise in die fantastische Nanowelt haben wir versucht, die Mechanik der molekularen Werkzeuge zu verstehen, mit denen Immunzellen Bakterien nicht nur erkennen, sondern diese dann an sich heranziehen, um sich schließlich in eine Position zu bringen, in der sie die Bakterien umarmen und dann auffressen können. Aber selbst wenn Bakterien verschlungen werden, bedeutet dies noch nicht zwingend ihren Tod. Einige Bakterien haben raffinierte Methoden entwickelt, um in Immunzellen längerfristig zu überleben. Detaillierte Erkenntnisse und Entdeckungen können neue Ansätze inspirieren, um Infektionen vorzubeugen oder diese zu bekämpfen.

Zur Person
Prof. Dr. Viola Vogel, geboren in Tübingen und aufgewachsen nahe von Frankfurt und in Afghanistan, ist Biophysikerin und Bioingenieurin. Sie ist heute Professorin für Angewandte Mechanobiologie am Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie der ETH Zürich. Sie promovierte in Physik an der Universität Frankfurt (1987), basierend auf ihrer Forschung am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen (1980–88), für die sie die Otto-Hahn-Medaille erhielt (1988). Nach ihrem Postdoc-Studium in der Physik an der UC Berkeley im Bereich nichtlinearer Optik begann sie ihre akademische Karriere an der University of Washington (Seattle) im Department of Bioengineering (1990–2004) und war dort Gründungsdirektorin des Center for Nanotechnology (1997–2003). Mit ihrem Wechsel an die ETH Zürich im Jahr 2004 trat sie zunächst dem Departement für Materialwissenschaften bei, war dann Mitbegründerin (2012) und leitete später (2018–2020) das Departement für Gesundheitswissenschaften und Technologie (D-HEST). Ihr wurde die Ehrendoktorwürde der Universität Tampere, Finnland, verliehen (2012). Mit ihrem Hintergrund in Physik und Bioingenieurwesen hat sie das schnell wachsende Gebiet der molekularen Mechanobiologie und ihrer medizinischen Anwendungen pioneert und ihre Arbeiten wurden international durch zahlreiche Auszeichnungen gewürdigt. Sie wirkt in vielen wissenschaftlichen Beiräten in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, den USA, Singapur und dem Vereinigten Königreich mit, inklusive dem Human Frontiers Science Program, dem British Marshall Fund, der Humboldt-Stiftung und der Max-Planck-Gesellschaft. Sie ist Mitglied der Jury des Queen Elizabeth Prize for Engineering und wurde kürzlich in die Leopoldina, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, sowie die US-amerikanische National Academy of Engineering (NAE) und die National Academy of Sciences (NAS) gewählt. Sie war kürzlich Mitbegründerin des ETH-Startup Unternehmens Tandem Therapeutics.

Prof. Dr. Dr. h.c. Ilka Parchmann

Prof. Dr. Dr. h.c. Ilka ParchmannChristian-Albrechts-Universität zu Kiel

Aus der Forschung in die Bildung – Wie Wissenschaftskommunikation, außerschulische Bildungsangebote und Unterricht zusammenfinden
Das SMW-Programm verfolgt das Ziel, interessierten Lehrkräften Einblicke in aktuelle Forschungsthemen zu bieten. Wie aber können solche Brücken so gebaut werden, dass solche Begegnungen regelhaft Eingang in Schule und Bildungsprogramme finden?
Der Vortrag gibt Einblicke in Projekte, die das Motto „Aus der Forschung in die Bildung hoch drei“ verfolgen. Ausgewählte Fachforschungsthemen von wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz werden über co-design-Formate gemeinsam durch Fachwissenschafts-, Bildungs- und Designexpertinnen und Experten gemeinsam für schulische oder außerschulische Bildungsangebote aufbereitet. Vorgestellt werden Beispiele aus den Bereichen Ernährung und Medizin, funktionale Materialien sowie Batterien. Die resultierenden Angebote für Lernende und Lehrkräfte bieten nicht nur thematische Einblicke, sondern fokussieren ebenso die Forschungsprozesse und Personen. Inwieweit sich durch solche Angebote Kenntnisse und Überzeugungen verändern und inwieweit diese Angebote auch systematisch in Bildungsstrukturen eingebunden werden, wird anhand von ausgewählten fachdidaktischen Begleitprojekten ebenfalls vorgestellt.
Weiterführende Links:
https://metaorganism.app/
https://www.kec.uni-kiel.de/outreach/Darwintag.php
https://www.foodlabor.uni-kiel.de/
https://www.plastic-pirates.eu/
https://www.forschungs-werkstatt.de/

Zur Person
Prof. Dr. Dr. h.c. Ilka Parchmann ist Professorin für Didaktik der Chemie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, CAU, und Leiterin der Abteilung Didaktik der Chemie am IPN, dem Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik. Von 2014 bis 2020 war sie Vizepräsidentin für Lehramt, Wissenschaftskommunikation und Weiterbildung an der CAU; seit 2022 ist sie Sprecherin der Allianz für Lehrkräftebildung in Schleswig-Holstein.
Prof. Parchmann hat das Erste und Zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Chemie und Biologie und ist in der Didaktik der Chemie promoviert und habilitiert. Ihre Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte sind das kontextbasierte Lehren und Lernen, Maßnahmen zur Talente-Förderung durch unterrichtliche und unterrichtsergänzende Lernangebote sowie die Lehrkräftebildung. In den letzten Jahren hat sie ihre Arbeiten zunehmend der Schnittstellenerschließung zwischen Wissenschaftskommunikation und Bildung gewidmet, hier arbeitet sie u.a. mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener Fachwissenschaften zusammen.
Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen und verschiedenen Förderern hat sie u.a. die Kieler Forschungswerkstatt und das Netzwerk Schülerforschungszentren Schleswig-Holstein sowie die dort verankerte MINT-Akademie etabliert. 2021 konnte sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen das Kiel Science Communication Network als eines von vier neuen Zentren der Wissenschaftskommunikationsforschung in Deutschland einwerben.
Weitere wichtige Anliegen sind Frau Parchmann die Zusammenarbeit und Vernetzung verschiedener Fächer und Fachdidaktiken (u.a. im IPN, in Fachverbänden wie der Gesellschaft für Fachdidaktik oder dem Forum für Fachdidaktik an der CAU) sowie der Transfer zwischen Wissenschaft und Bildungspraxis.

Prof. Dr. Dr. Jürgen Richter-Gebert

Prof. Dr. Dr. Jürgen Richter-GebertTechnische Universität München

Töne sehen, Muster hören – Mathe macht’s möglich
Was haben Badezimmerkacheln, Kochsalz und ein Kanon gemeinsam?
Wie verschachtelt man viele Figuren zu einem Bild?
Wie baut man daraus ein 3D-Modell? Kann man das hören?
Diesen und vielen weiteren Fragen werden wir uns in unserem musikalisch mathematischen Streifzug widmen.
Der Vortrag widmet sich Themen, bei denen Mathematik in Musik und Kunst von Bedeutung ist. Symmetrie, Proportion und Rhythmus sind nur einige Bereiche, denen wir dabei begegnen. Unterstützt wird das Ganze von zahlreichen interaktiven Software-Demonstrationen, bei denen man sehen kann, wie aus ein paar einfachen Regeln interessante Strukturen entstehen. Diese können sowohl zu ornamentalen Bildern wie auch zu klangvoller Trommelmusik führen.
Weiterführende Links:
https://iornament.app
https://musicmath.app
https://groove-lab.com/
https://lalalab.imaginary.org
https://linktr.ee/juergenrg

Zur Person
Jürgen Richter-Gebert ist Professor für Geometrie und Visualisierung an der Technischen Universität München. Seine Forschungsfelder liegen, neben Fragen aus der Geometrie, in der computergerechten Aufbereitung von Mathematik und insbesondere in der Erstellung von Visualisierungssoftware. Er engagiert sich stark in der Lehre und der Wissenschaftskommunikation, hat an zahlreichen Ausstellungen mitgewirkt und wurde dafür 2011 mit dem Ars Legendi von Stifterverband und HRK und 2021 mit dem Communicator-Preis von DFG und Stifterverband ausgezeichnet.