Archiv der Kategorie: Konferenzen

Dr. Hauke Hußmann

Dr. Hauke HußmannInstitut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V., Berlin

Die Raumsonde JUICE auf dem Weg zum Jupiter
Im April 2023 ist die Raumsonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) vom ESA Weltraumbahnhof in Kourou (franz. Guayana) mit einer Ariane 5 Trägerrakete erfolgreich zum Jupitersystem gestartet. Ziel der Mission ist es, den Riesenplaneten, seine Magnetosphäre und die Galileischen Monde eingehend zu untersuchen. Dabei steht insbesondere Ganymed, der größte Mond des Sonnensystems, im Fokus. Nach Vorbeiflügen an den Monden Europa und Kallisto wird JUICE in der finalen Missionsphase in einen Orbit um Ganymed einschwenken. Für die Erforschung der Eismonde Jupiters, unter deren äußeren Eisschichten riesige Wasserozeane vermutet werden, spielt nicht zuletzt die mögliche Entwicklung von Leben außerhalb der Erde eine große Rolle.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist für den Betrieb und die wissenschaftliche Auswertung der Kamera (JANUS) und des Laser Altimeters (GALA) verantwortlich und damit maßgeblich an der Mission JUICE beteiligt. Nach dem Start und der Inbetriebnahme der Raumsonde sind die funktionalen Tests der Instrumente erfolgreich abgeschlossen worden. Im Vortrag werden neben den Zielen der Mission und den geplanten wissenschaftlichen Untersuchungen der Galileischen Monde auch die Entwicklung der Instrumente und deren Status nach dem Start erläutert.

Zur Person
Dr. Hauke Hußmann (geb. 1970) studierte Physik an der Universität Osnabrück und promovierte an der Universität Münster am Institut für Planetologie zum Thema der gekoppelten thermisch-bahndynamischen Entwicklung der Jupitermonde Io und Europa. Nach Post-Doc Stationen in Münster und an der Universität São Paulo in Brasilien ist er seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. in Berlin. Seit 2021 leitet er dort die Abteilung Planetengeodäsie.
Herr Dr. Hußmann ist wissenschaftlicher Leiter (Principal Investigator) des BepiColombo Laser Altimeters (BELA) der ESA Mission BepiColombo, die sich seit 2018 auf dem Flug zum Merkur befindet. Seit 2013 ist er außerdem wissenschaftlicher Leiter des Ganymede Laser Altimeters (GALA), welches im April 2023 als eines von 10 Instrumenten mit der ESA Raumsonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) zum Jupitersystem gestartet ist.

Ove Petersen

Ove PetersenCEO & Mitgründer von GP JOULE

100% erneuerbare Energien für alle: Vision wird Wirklichkeit
Kann uns ein Energiesystem, das voll auf erneuerbare Energien setzt, versorgen? Ja. Es kann sogar viel mehr: Es kann Europa unabhängig machen von Importen und die langfristige und kostengünstigste Versorgung sicherstellen.
Um das zu erreichen, gibt es aber noch einiges zu tun. Im Jahr 2022 betrug der Endenergieverbrauch in Deutschland rund 2.300 TWh, die Erzeugung von Energie aus den Erneuerbaren lag bei rund 350 TWh.
Warum sind wir bei GP JOULE dennoch komplett überzeugt von der Vision „100% erneuerbare Energien für alle“, also davon, dass die Industrie, der Verkehr, die Haushalte und Betriebe komplett mit erneuerbaren Energien versorgt werden können? Weil wir sowohl die Flächen als auch alle benötigten Technologien dafür haben. Wir müssen allerdings Erzeugung, Umwandlung, Verteilung und Nutzung der Energie zusammendenken. Wir brauchen nachhaltige, zuverlässige Energielösungen mit erlebbarem Nutzen. Das heißt, dass wir beispielsweise den dezentral erzeugten Strom aus Wind- und Solarkraft nicht nur ins Netz einspeisen, sondern auch vor Ort in Wasserstoff und Wärme umwandeln sollten. So speichern wir Energie, können mehrere Sektoren dekarbonisieren und schaffen einen Mehrwert für die Menschen vor Ort.
Außerdem entkoppeln wir mit der Umwandlung des Stroms vor Ort den Ausbau der Erneuerbare-Energie-Anlagen vom Netzausbau. So können wir deutlich schneller Wind- und Solarparks zubauen und den gesetzlich verankerten Ausbau erfüllen: Schließlich sollen bis 2030 pro Jahr rund 30 Gigawatt Leistung zugebaut werden. Bis 2040 sollen dann 560 Gigawatt Wind (onshore)- und Photovoltaikleistung installiert sein.
Der politische Wille und die Machbarkeit sind also gegeben. Was wir nicht haben: Zeit. Denn die Klimakrise schreitet voran.
Also: Packen wir es an.

Zur Person
Ove Petersen, Jahrgang 1974, ist Mitgründer von GP JOULE und heute CEO der 2009 gegründeten Unternehmensgruppe mit ihren Hauptsitzen im schleswig-holsteinischen Reußenköge sowie im bayerischen Buttenwiesen.
Regional als auch auf Bundesebene wirkt der gelernte Landwirt und studierte Diplom-Agraringenieur in Verbänden, Arbeitsgruppen und auf unterschiedlichen Plattformen mit, etwa als Vorstandsvorsitzender von watt_2.0 und als Mitglied des Vorstands im Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein.
Die Vision „100 % Erneuerbar“ wirkt dabei stets als Antrieb hinter den Ideen, Projekten und Entscheidungen von Ove Petersen sowie der gesamten Unternehmensgruppe GP JOULE.

Prof. Mathias Kolle

Prof. Mathias KolleMassachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA)

Lippmann-Fotografie inspiriert Farbenspiele in elastischen Materialien
Im Jahre 1891 präsentierte der luxemburgisch-französische Physiker Gabriel Lippmann eine Methode der Farbfotografie, die es ermöglicht das volle Farbspektrum abzulichten. Für seinen kreativen Ansatz, welcher im Gegensatz zu dem bekannteren subtraktiven Filter-und-Farbenmischverfahren auf Lichtinterferenzphänomen beruht, wurde Lippmann im Jahre 1908 mit dem Nobelpreis der Physik ausgezeichnet. Leider waren die Materialien und Prozesse, welche Lippmann zur Verfügung standen, nur schwierig zu handhaben. Mehr als ein Jahrhundert später verfügen wir endlich über Materialien, um Lippmanns Techniken effizient und skalierbar umzusetzen. Lippmann-Fotografie macht es uns seit kurzem möglich, Materialien mit dynamisch variierenden Farben optisch herzustellen. In dieser Präsentation möchte ich Ihnen nahebringen, wie wir in diesen Materialien den Regenbogen einfangen und dynamische mechanische Phänomene in Farbe visualisieren.

Zur Person
Mathias’ Forschungsinteressen umfassen dynamische optische Materialien, biologische Lichtmanipulations- und Wachstums-Prozesse und bioinspirierte optische Designkonzepte. Mathias studierte Physik an der Universität von Saarbrücken, der Université de Luxembourg und der Université de Lorraine von 2001–2006. Nach seiner Promotion als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an der University of Cambridge in 2010 arbeitete Mathias an der Harvard University als Feodor Lynen-Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung. Seit 2013 leitet er eine Forschungsgruppe am MIT und ist derzeit dort Associate Professor.
An Wochenenden (und manchmal auch Wochentagen, wenn der Wind gut steht) ist Mathias nicht am MIT zu finden, sondern verbringt die Zeit lieber in der Bostoner Hafengegend mit Windsurfen, Segeln oder Schnorcheln.

Prof. Dr. Hinrich Schulenburg

Prof. Dr. Hinrich SchulenburgChristian-Albrechts-Universität zu Kiel

Mit Darwin gegen die Antibiotikakrise
Mikrobielle Krankheitserreger stellen eine enorme Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Sie waren und sind für zahlreiche Epidemien und Pandemien verantwortlich, von denen einige die Geschichte der Menschheit maßgeblich beeinflusst haben. Erst im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden wirksame Behandlungsmethoden verfügbar, darunter auch Antibiotika, die gegen bakterielle Krankheitserreger wirken. Einige dieser Behandlungen führten jedoch zu neuen Problemen. Ein Beispiel hierfür ist die rasante Evolution und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen.
Wir befinden uns auf dem Weg in eine dramatische Antibiotikakrise: Immer mehr bakterielle Krankheitserreger weisen Resistenzen gegen verschiedene Antibiotika auf und können kaum noch behandelt werden. Wie können wir solche Probleme verhindern oder zumindest minimieren? In meinem Vortrag werde ich darlegen, dass die Entwicklung wirksamer Behandlungsstrategien die explizite Berücksichtigung der zugrunde liegenden evolutionären Dynamiken erfordert. Ich werde dies anhand von Beispielen aus unserer eigenen Arbeit veranschaulichen, die auf Evolutionsexperimenten im Labor beruht und mit denen wir neue Strategien für nachhaltige Antibiotikatherapien aufzeigen können.
Unterrichtsmaterialien zum Darwintag:
https://www.kec.uni-kiel.de/outreach/Darwintag2022_Unterrichtsmaterialien.php
https://evoecogen-kiel.de/outreach

Zur Person
Hinrich Schulenburg hat Biologie an der Universität Bielefeld und der University of Cambridge studiert. Seine Promotion an der Universität Cambridge schloss er im Jahr 2000 mit einer Arbeit über die Evolution von männertötenden Bakterien bei Marienkäfern ab. Anschließend arbeitete er als Postdoc und wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Münster und Tübingen, wo er die Forschung über die Wechselwirkungen zwischen C. elegans und Mikroben aufbaute. Seit 2008 ist er Professor an der Universität Kiel.
Seine derzeitige Forschung konzentriert sich auf die Dynamik von Wirt-Mikroben-Interaktionen, welche als Modell dienen, um unser Verständnis der Evolution zu verbessern. Seine aktuelle Arbeit hat zwei Schwerpunkte: (i) die Evolution des Modellfadenwurms C. elegans in Interaktion mit pathogenen, kommensalen und mutualistischen Bakterien und (ii) die Evolution von Antibiotikaresistenzen in bakteriellen Krankheitserregern. Seine Forschung ist ausdrücklich interdisziplinär und kombiniert Konzepte und Methoden aus der Ökologie, Mikrobiologie, Genetik, Genomik und Immunologie. Die Evolutionstheorie liefert die Kernfragen und die zentralen Untersuchungsansätze der einzelnen Forschungsprojekte.
Hinrich Schulenburg ist Sprecher des Kiel Evolution Center und des neu gegründeten Center for Translational Evolutionary Biology (CeTEB). Er ist (zusammen mit Stefan Niemann, Borstel) Mitbegründer des ersten Zentrums für Evolutionäre Medizin in Deutschland: dem Leibniz-Wissenschaftscampus Evolutionary Medicine of the Lung (EvoLUNG; gegründet 2016). Er ist Sprecher des DFG-geförderten Graduiertenkollegs Translationale Evolutionsbiologie (seit 2020), stellvertretender Sprecher des DFG-geförderten Sonderforschungsbereichs Ursprung und Funktion von Metaorganismen (seit 2016) und Mitbegründer (zusammen mit Ilka Parchmann und Tom Duscher) des Kiel Science Communication Networks (KSCN, seit 2021). Im Jahr 2017 erhielt er ein Max-Planck-Fellowship am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön.

Prof. Dr. Benjamin List

Prof. Dr. Benjamin ListNobelpreisträger für Chemie 2021
Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim an der Ruhr

Katalyse für die Welt
Die Katalyse ist eine unglaublich faszinierende Wissenschaft. Bei der Entwicklung von Katalysatoren, welche den Weg für die Umwandlung von Substraten in ein gewünschtes Produkt ebnen, kommt der Mensch der Magie so nahe wie nur irgend möglich. Denn der Katalysator, dieses kleine, molekulare Werkzeug, wird bei diesem Prozess nicht verbraucht. Und so reichen bereits sehr kleine Mengen davon, um Tonnen von Ausgangsstoffen in Wirkstoffe für Medikamente oder Duftstoffe für die Parfümindustrie umzuwandeln – und das bei deutlich geringerem Energieaufwand. Und auch wenn Chemiker bereits seit mehr als 100 Jahren Katalyseforschung betreiben, gibt es noch viel zu tun. Denn die Katalyse ist nicht nur ein wunderschönes Konzept, sondern auch eine sehr wichtige Technologie. Manche würden vielleicht sagen, sie sei die wichtigste Technologie für die Menschheit. Fachleute schätzen, dass die Katalyse zu etwa einem Drittel des weltweiten Bruttosozialprodukts beiträgt – das sind Zahlen in Billionenhöhe. Es gibt wahrscheinlich keine andere Technologie, die für sich in Anspruch nehmen kann, die Menschen zu heilen, zu erwärmen und zu ernähren und auch noch unsere Güter zu transportieren. Die Herausforderungen, vor denen die Menschheit derzeit steht, sei es die Ernährung der Weltbevölkerung, die Bekämpfung von Pandemien oder die Speicherung von regenerativen Energien, können nur mit Hilfe der Katalyse bewältigt werden. In meinem Vortrag werde ich über die Katalyse speziell mit organischen Molekülen sprechen und insbesondere darüber, wie starke und „umzäunte“ Säuren zu universellen Katalysatoren werden könnten.

Zur Person
Benjamin List wurde 1968 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Chemie an der Freien Universität Berlin und promovierte an der Goethe-Universität Frankfurt (1997, Prof. G. Mulzer). Am Scripps Research Institute in La Jolla in den Vereinigten Staaten arbeitete er von 1997 bis 1998 als Postdoktorand und von 1999 bis 2003 als Assistenzprofessor. Im Jahr 2003 wechselte er als Leiter einer Forschungsgruppe ans Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr und wurde dort 2005 einer der Direktoren. Diese Position hat er bis heute inne. Außerdem leitet er eine Forschungsgruppe an der Hokkaido Universität in Japan und ist als Honorarprofessor an der Universität zu Köln tätig. List wurde bislang mit Dutzenden von renommierten Preisen im Bereich der Chemie ausgezeichnet. 2021 erhielt er den Nobelpreis für seine Arbeiten zur asymmetrischen Organokatalyse. Benjamin List lebt in Mülheim an der Ruhr, ist verheiratet und ist Vater zweier erwachsener Söhne.

Anfahrtshinweise – Bundeskonferenz | Saarbrücken 2024

… mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

Den Saarbrücker Hauptbahnhof erreichen Sie sowohl mit Schnellzügen als auch mit Regionalbahnen. Von dort aus gelangen Sie zu Fuß (650m) oder mit der Saarbahn (Richtung Riegelsberg – Siedlerheim) – eine Haltestelle (Ausstieg Saarbahn-Haltestelle – Trier Straße) zum Hotel. Die Saarbahn fährt alle 8 Minuten.

…zu Fuß

Saarbrücken 2024, Fussweg
Saarbrücken 2024, Fussweg

…mit der Saarbahn

Saarbrücken 2023, Anfahrt mit der Saarbahn
Saarbrücken 2024, Anfahrt mit der Saarbahn

… mit dem PKW:
Motorisiert erreichen Sie Saarbrücken über die Autobahnen A1, A6 und A 8.
Parkmöglichkeiten bestehen auf allen öffentlich ausgewiesenen Parkplätzen rund um das Hotel.
Wir empfehlen den Q-Park Westspange (St. Johanner Straße 66111) Saarbrücken direkt unter der Westspange. Dieser befindet sich gegenüber dem Hotel. Die Tagesgebühr beträgt 10 Euro.

Saarbrücken 2023, Anfahrt mit dem PKW
Saarbrücken 2024, Anfahrt mit dem PKW

Dr. Daniel Krug¹, Dr. Yannic Nonnenmacher², Dr. Alwin Hartman³

Dr. Yannic Nonnenmacher - oben im Bild, Dr. Alwin Hartman - Bildmitte, Dr. Daniel Krug - unten im BildHelmholz-Centrum für Pharmazeutische Forschung Saarland

Antibiotika aus Mikroorganismen
Wann: Samstag 8:15 – 10:15 und Sonntag 8:15 – 10:15
Wo: Helmholz-Centrum für Pharmazeutische Forschung Saarland

Antibiotika und Antimikrobielle Resistenz (AMR)
Seit 1942, als mit Penicillin das erste Antibiotikum auf den Markt kam, hat die Menschheit die Möglichkeit, sich effektiv gegen bakterielle Infektionen zu wehren. Da Bakterien allerdings durch ständige Mutation und Selektion gegen die verwendeten Antibiotika resistent werden, benötigen wir dringend neue resistenzbrechende Wirkstoffe. Erstaunlicherweise stammen die meisten der heute verwendeten Antibiotika aus den Jahren 1940-1980, seither erreichten kaum noch innovative Wirkstoffe mit neuen Wirkmechanismen den Markt. Gründe für diese Innovationslücke liegen in der anspruchsvollen Entwicklung von Antibiotika und in der schwierigen Marktsituation, da für Antibiotika nur niedrige Preise abgerufen werden und neu entwickelte Antibiotika nur möglichst sparsam benutzt werden sollten, um die erneute Ausbildung von Resistenzen zu vermeiden. Im Vergleich zur SARS-CoV-2-Pandemie breitet sich die Antimikrobielle Resistenz (AMR) eher langsam aus und erfährt nur wenig mediale Aufmerksamkeit – daher wird diese auch als „stille Pandemie“ bezeichnet. Dass es sich dennoch um ein globales Problem von hoher Relevanz handelt, zeigt eine in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlichte Studie, aus der hervorging, dass im Jahr 2019 weltweit bereits 1,2 Millionen Menschen an resistenten Keimen gestorben sind. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden dringend neue Wirkstoffe mit resistenzbrechenden Wirkmechanismen benötigt.

Woher kommen unsere Wirkstoffkandidaten?
Neben den chemischen Ansätzen, bei denen Moleküle von Grund auf synthetisiert und optimiert werden, suchen wir am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) auch nach neuen Wirkstoffen aus Mikroorganismen. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf räuberischen Bodenbakterien, den sogenannten Myxobakterien. Diese nutzen auf ihrer Jagd nach anderen Mikroorganismen ein Arsenal an chemischen Stoffen, um ihre Beute zu töten und so als Nahrungsquelle zu erschließen. Unser Ziel ist es, diese so genannten mikrobiellen Naturstoffe zu isolieren und als Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Antibiotika zu nutzen. Da Myxobakterien im Vergleich zu anderen Bakterienarten nur relativ wenig erforscht sind, bieten sie eine besonders hohe Chance bislang unbekannte bioaktive Substanzen zu entdecken.

Bürgerwissenschaftskampagne
Im Jahr 2007 initiierten Forschende des HIPS die Bürgerwissenschaftskampagne „Die Mikrobielle Schatzkiste“. Ziel des Projekts ist es, aus von Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern gesammelten Bodenproben neue Bakterienstämme zu isolieren, die bisher unbekannte Naturstoffe produzieren. Diese stellen die Grundlage für die Entwicklung neuer Wirkstoffe für die Anwendung am Menschen dar. Im Jahr 2022 war unsere Kampagne an Bord der MS Wissenschaft, um die Themen Biodiversität, Wirkstoffentwicklung und Antibiotikaresistenzen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Inzwischen wurden im Rahmen dieser Kampagne bereits über 2500 Probensammel-Sets verteilt und mehrere hundert Bodenproben aus den unterschiedlichsten Regionen an das HIPS geschickt, wo sie in das Naturstoff-Screening einfließen werden. Die Bürgerwissenschaftskampagne ist weiterhin auf die Einsendung zahlreicher Bodenproben angewiesen, weshalb wir uns über jede Probe freuen, die uns zugesandt wird.

Was können Sie in unserem Workshop erwarten?
In unserem Workshop erwartet Sie zunächst eine kurze Einleitung in das Thema Antibiotikaforschung und warum diese eine Sonderstellung im Bereich der Pharmazeutischen Forschung einnimmt. Wir vermitteln Ihnen einen Einblick in die interdisziplinären Forschungsansätze der Antibiotikaforschung und geben Impulse, wie Sie diese als Anwendungsbeispiele in Ihren Unterricht implementieren können. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Entwicklung von Antibiotika aus mikrobiellen Naturstoffen. Anhand unserer Mitmach-Kampagne bieten wir Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern darüber hinaus die Möglichkeit, sich aktiv an der Wirkstoffforschung des HIPS zu beteiligen.

Über das HIPS
Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) in Saarbrücken ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und wurde im Jahr 2009 gemeinsam vom HZI und der Universität des Saarlandes gegründet. Die Forscherinnen und Forscher am HIPS konzentrieren sich auf die Entwicklung neuartiger Antiinfektiva, indem sie modernste medizinische Chemie und naturstoffbasierte Forschung mit innovativen Wirkstofftransport-Ansätzen kombinieren. www.helmholtz-hips.de

Zu den Personen
Dr. Yannic Nonnenmacher absolvierte seinen Bachelor in Human- und Molekularbiologie und seinen Master in Biotechnologie an der Universität des Saarlandes. Seine Promotion legte er an der TU Braunschweig 2018 ab. Seit 2019 ist er am HIPS als wissenschaftlicher Referent tätig und ist zudem für die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Strategie des HIPS verantwortlich.

Dr. Alwin Hartman studierte Organische Chemie an der Universität Groningen in den Niederlanden. Er promovierte an der Universität Groningen und an der Universität des Saarlandes. Seit 2021 ist er wissenschaftlicher Referent am HIPS und für die Öffentlichkeitsarbeit am HIPS verantwortlich.

Dr. Thorsten Staudt

Dr. Thorsten StaudtForschung und Entwicklung, Dillinger

Aus Kleinem entsteht Großes – Dem Geheimnis der Stahlmikrostruktur auf der Spur
Wann: Sonntag 8:15 – 10:15
Wo: Dillinger

Wie sieht die Stahlwelt von morgen aus? Diese Frage ist so spannend wie nie, denn die Stahlbranche steht vor einer Jahrhundertaufgabe: Der technologischen Transformation hin zur Produktion von „grünem“, also CO2-reduziertem Stahl. Durch Entwicklung innovativer Verfahren und Anwendung neuer Erkenntnisse erweitern Dillinger und Saarstahl regelmäßig die Grenzen des Machbaren und treiben die Herstellung zukunftsweisender Produkte voran. Das nächste Zukunftsprojekt: Die Produktion von CO2-reduziertem Stahl über die Elektrolichtbogenroute (EAF) unter Einsatz von DRI aus Eigenproduktion. Der Schlüssel hierfür liegt in der Mikrostruktur des Stahls. Ausgeklügelte Analysetechniken und innovative Simulationsverfahren erlauben Dillinger und Saarstahl den Blick in die Tiefen der Stahlmikrostruktur und auf die für ihre Bildung entscheidenden Einflüsse im Produktionsprozess. Eigenschaftsprofile des Stahls werden so präzise vorhergesagt und anschließend in der industriellen Fertigung umgesetzt. In diesem Workshop gehen wir gemeinsam dem Geheimnis der Stahlmikrostruktur und den neuen Herausforderungen bei der Produktion von „grünem“ Stahl auf die Spur.

Michael Hecht

Michael HechtDigital Transformation Manager – Saarstahl

Mit dem digitalen Zwilling zur klimaneutralen Stahlproduktion
Wann: Samstag 8:15 – 10:15
Wo: Saarstahl

Wie kann Simulation die Transformation zur Produktion von „grünem“ Stahl voranbringen? Die Herstellung von Stahl im Elektro-Lichtbogen-Ofen, kurz E-Ofen, unterscheidet sich fundamental von der Hochofen-Konverter-Route und bringt viele neue technische Anforderungen mit sich. Für einen wirtschaftlichen Betrieb bei hoher Produktqualität ist daher die Beherrschung des Prozesses essenziell. Saarstahl und Dillinger werden daher mit einem „Digital Twin“ des E-Ofens arbeiten, um die mit der Elektrostahlerzeugung verbundenen Herausforderungen kontrollieren und beherrschen zu können. Der Workshop bietet spannende Einblicke, was Digitale Transformation und Industrie 4.0 in einem Produktionsbetrieb bedeuten und wie ein Digitaler Zwilling die technologische Umstellung unterstützt.

Dr. Flavio Soldera

Dr. Flavio SolderaUniversität des Saarlandes – Fachbereich Materialwissenschaft und Werkstofftechnik

Hochleistungswerkstoffe – eine spannende Welt auf der Mikro-, Nano- und atomaren Skala – und wie wir diese sichtbar machen können
Wann: Samstag 8:15 – 10:15 und Sonntag 8:15 – 10:15
Wo: Campus, Geb. D3.3, 66123 Saarbrücken
Maximale Gruppengröße: 12 Personen

Die Materialwissenschaften gehören mit der Informatik und der Biotechnologie zu den drei Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Ein Hauptforschungsvorhaben des Fachbereichs von Prof. Dr. Mücklich ist es, Materialien auf der Mikroebene bis zum atomaren Bereich sichtbar zu machen. Dabei werden verschiedene technische Hilfsmittel verwendet, angefangen bei einem Rasterelektronenmikroskop über ein Focused-Ion-Beam-Mikroskop bis zur Atomsonden-Tomographie.
Mithilfe dieser Bandbreite von Vergrößerungsmöglichkeiten werden im Fachbereich Materialwissenschaften Hochleistungswerkstoffe in ganz unterschiedlicher Art und Weise betrachtet und analysiert. Über die genaue Betrachtung und Bewertung von Hochleistungswerkstoffen können vielfältige Aussagen über bereits erfolgte Be- und Verarbeitungsprozesse getroffen und daraus neue Ansätze für eine Optimierung der Werkstoffeigenschaften abgeleitet werden. In diesem Workshop lernen die Teilnehmer das ganze Repertoire der Vergrößerungsmöglichkeiten in der Praxis kennen. Damit wird Wissenschaft zum Anfassen ermöglicht, was ansonsten im Unterrichtsalltag nur theoretisch vermittelt werden könnte. Dabei lernt der Workshop-Teilnehmer, dass allein durch die Veränderung der Oberflächen die Funktion eines Materials verändert werden kann. Damit wird ein zentrales Konzept der Naturwissenschaften, nämlich das der Struktur und Funktion, in diesem Workshop ausführlich an konkreten Beispielen erläutert. Dabei wird dem Workshop-Teilnehmer mit der Mikro- und Nanostrukturierung und der Oberflächenfunktionalisierung die Tür zu einem für Lehrkräfte normalerweise unbekannten Forschungsfeld geöffnet.
Außerdem können die teilnehmenden Lehrkräfte spannende Experimente vom Schülerlabor SAM (Schülerlabor Advanced Materials) erleben. Der Fachbereich Materialwissenschaften und Werkstofftechnik hat seit mehreren Jahren ein eigenes Schülerforschungslabor. Alle behandelten Versuche haben einen Lehrplanbezug und können später im Unterricht eingesetzt werden.

Zur Person
Dr. Flavio Soldera studierte Maschinenbau an der Universidad Nacional del Comahue in Argentinien. Seine Promotion mit dem Titel „Untersuchungen des Materialeinflusses auf Erosionsvorgänge durch elektrische Entladungen“ legte er an der Universität des Saarlandes im Bereich Materialwissenschaften und Werkstofftechnik bei Prof. Dr. Mücklich 2005 ab. Seit 2008 ist er Geschäftsführer von EUSMAT – der Europäischen Schule für Materialforschung. EUSMAT koordiniert internationale Studienprogramme, Praktika, Konferenzen und Austauschprogramme für Studierende der Materialwissenschaften. Zudem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Materialwissenschaften von Prof. Dr. Mücklich.