Archiv der Kategorie: Bundeskonferenzen

Dr. Oliver Krause

Dr. Oliver KrauseMax-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg

Das James-Webb-Weltraumteleskop
Am 25. Dezember 2021 ist nach mehr als 25-jähriger Entwicklungszeit das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) ins All gestartet. Mit einem 6,5 m-Hauptspiegel und leistungsfähigen Beobachtungsinstrumenten ausgestattet ist JWST das größte, leistungsfähigste und komplexeste Weltraumteleskop, das jemals gebaut wurde.
Aufgrund seiner enormen Empfindlichkeit und Winkelauflösung soll JWST bahnbrechende neue Erkenntnisse in vielen Bereichen der Astronomie und Astrophysik liefern. JWST wird deshalb oft als Nachfolger des erfolgreichen Hubble-Weltraumteleskops bezeichnet. Die Inbetriebnahme des JWST und seiner wissenschaftlichen Instrumente ist bisher reibungslos verlaufen, und am 12. Juli 2022 werden der Öffentlichkeit die ersten wissenschaftlichen Aufnahmen präsentiert werden.
Im Vortrag werden die wissenschaftliche Zielsetzung der Mission und die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse vorgestellt sowie die technologischen Herausforderungen beim Bau des Satelliten diskutiert.

Zur Person
Dr. Oliver Krause leitet am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg die Forschungsgruppe „Infrarot-Weltraumastronomie“ und war an der Entwicklung und dem Bau zweier JWST-Instrumente beteiligt.

Prof. Dr. Reinhard Genzel

Prof. Dr. Reinhard GenzelNobelpreisträger für Physik 2020
Max-Planck-Institut für extraterrestische Physik, Garching

Eine 40-jährige Reise
Vor etwas mehr als 100 Jahren veröffentlichte Albert Einstein seine Allgemeine Relativitätstheorie. Ein Jahr später löste Karl Schwarzschild die entsprechenden Gleichungen für eine nicht rotierende kompakte Masse. Ist diese Masse hinreichend groß und kompakt, kann sogar Licht nicht mehr entkommen, wenn es einen bestimmten Abstand zur Gravitationssingularität im Zentrum überschritten hat – den so genannten Ereignishorizont. Das theoretische Konzept eines ‚Schwarzen Lochs’ war geboren und wurde in späteren Dekaden von Penrose, Wheeler, Kerr, Hawking und anderen weiterentwickelt. Der erste Hinweis auf die Existenz solcher Schwarzen Löcher in unserem Universum wurde durch die Beobachtungen von Röntgen-Doppelsternen und leuchtenden Quasaren geliefert. Ich werde die 40-jährige Reise beschreiben, die meine Kollegen und ich unternommen haben, um mit lang andauernden und immer präziser werdenden Beobachtungen der Bewegungen von Gas und Sternen als Testobjekte für Raum und Zeit die Masse im Zentrum unserer Milchstraße nachzuweisen und ihre Kompaktheit zu bestimmen. Diese Studien belegen die Existenz eines kompakten Objektes mit einer Masse von 4 Millionen Sonnenmassen, die ohne Zweifel einem einzigen massereichen Schwarzen Loch zugeordnet werden kann.

Zur Person
Prof. Dr. Reinhard Genzel (geb. am 24.3.1952 in Bad Homburg) ist Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching, Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Professor an der Graduate School for Physics and Astronomy der University of California in Berkeley. Er ist einer der weltweit führenden Forscher auf dem Gebiet der Infrarot- und Submillimeter-Astronomie. Seine Forschungsschwerpunkte sind Experimentelle Astrophysik, Schwarze Löcher, Galaxienkerne, Galaxienentwicklung, Sternenentstehung und extragalaktische Astrophysik. 2020 erhielt er den Nobelpreis für Physik, gemeinsam mit der US-amerikanischen Astronomin Andrea Ghez, für die Entdeckung eines supermassereichen kompakten Objekts im Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße.

Mike Kramler¹,
Marion Pellowski²
Dr. Miriam Voß³

Mike Kramler - oben im Bild, Marion Pellowski - Bildmitte, Dr. Miriam Voß - unten im Bild¹ Betriebsingenieur des TUMlab (Experimentierlabor der TU München im Deutschen Museum)
² Diplom-Physikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Museum
³ Diplom-Biologin, Projektleiterin des TUMlab

Remote gemeinsam experimentieren
Zusammen etwas Neues ausprobieren, entdecken, praktisch arbeiten – durch die Corona-Pandemie sind viele Möglichkeiten für das Experimentieren im Unterricht entfallen oder sehr reduziert worden. Das Erasmusplus-Projekt „Hands-on-Remote“ stellt aus dieser Erfahrung heraus die Fragen: Wie können Schülerinnen und Schüler zusammen im Team experimentieren, selbst, wenn sie an verschiedenen Orten sind? Wie lassen sich Hands-on-Experimente sinnvoll in den Distanzunterricht einbinden? Wie kann eine Verbindung zwischen den Schülerinnen und Schülern gelingen, die sie zum Mitmachen anregt?

Die europäischen Partner – Portugal, Polen und Deutschland – haben je ein Unterrichtsmodul entwickelt zu den Themenfeldern Schall und Akustik, Sensoren und Messungen sowie Automatisierung in Miniatur, mit dem sie diese Fragen auf unterschiedliche Weisen beantworten. Der Workshop gibt Einblick in das Projekt und lädt zum Mitexperimentieren ein. So können Sie z.B. die Online-Simulationsumgebung „Wokwi“ kennenlernen. Sie erfahren, wie Sie durch die Übertragung von Lichtsignalen in einer Videokonferenz echte Zusammenarbeit fördern können. So viel sei verraten: Das Lichtsignal löst trotz räumlicher Distanz einen realen Effekt beim Team-Partner aus.

Koordiniert wird das Erasmusplus-Projekt „Hands-on-Remote“ von der Abteilung Bildung des Deutschen Museums.

Zu den Personen
Mike Kramler ist Betriebsingenieur des TUMlab, des Experimentierlabors der Technischen Universität München im Deutschen Museum. Für das Projekt „Hands-on-Remote“ hat er eine kleine Mini-Produktionsanlage entwickelt, um die größere Fertigungsstraße aus dem TUMlab in eine kleine programmierbare Einheit für zuhause und fürs Klassenzimmer zu verwandeln. Er hat das TUMlab seit 2005 mit aufgebaut, leitet Fortbildungen für Lehrkräfte und konzipiert MINT-Kurse für Schulklassen. Er unterrichtete an einer Münchner Berufsschule und entwickelte an der Fachhochschule München Motivationskurse für Kinder. Mike Kramler schloss eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker ab, absolvierte an der FH München das Studium der Elektrotechnik und arbeitete mehrere Jahre in einem Ingenieurbüro.

Marion Pellowski ist Diplom-Physikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Erasmusplus-Projekt „Hands-on-Remote“. Sie hat die Mini-Produktionsanlage mit entworfen, zahlreiche, auch interaktive, Begleitmaterialien entwickelt und das Unterrichtskonzept auf verschiedene Unterrichtssituationen – remote und vor Ort – ausgerichtet. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Museum und an der TU München und unter anderem aktiv in der Abteilung Bildung des Museums und in der Didaktik-Werkstatt TUMlab-Forum. Frau Pellowski hat als Lehrkraft an einem Münchner Privatlehrinstitut gearbeitet. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin und als freiberufliche Referentin hat sie zahlreiche Workshops für Schulklassen ausgearbeitet und geleitet sowie Fortbildungen für Lehrkräfte organisiert, gestaltet und durchgeführt.

Dr. Miriam Voß ist Projektleiterin des TUMlab bzw. der TUMlab-Forum Didaktik-Werkstatt. Sie hat die Konzeption des Unterrichtsmoduls eng begleitet und entwickelte eine Unterrichtseinheit, um die Mini-Produktionsanlage und das Thema Automatisierung in einen sozialen Kontext zu setzen. Sie hat das TUMlab als Lehr-Lern-Labor konzipiert und aufgebaut. Frau Voß ist zuständig für die anwendungsbezogene Begleitforschung und die darauf basierende Weiterentwicklung des Labors und der Kurse. Sie ist Diplom-Biologin und leitet Kurse mit entsprechendem naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. In ihrer Promotion am Institut für Wissenschafts- und Technikforschung (IWT, Universität Bielefeld) legte sie ihren Fokus auf Medien- und Wissenschaftskommunikation.

Dr. Sebastian Staacks

Dr. Sebastian StaacksRheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

phyphox – eine Hand voll Physik
Etwa 95% aller Jungendlichen bzw. jungen Lernenden besitzen Smartphones. Mit der freien App phyphox verwandeln sich diese – oder auch Tablets – in mobile Labore. Damit sind naturwissenschaftliche Experimente losgelöst von Materialsammlungen und spezialisierten Werkzeugen möglich. Einige Beispiele und Anregungen sowie Wege, das Potenzial zu erweitern, werden gezeigt und – soweit möglich – gemeinsam erkundet.

Bitte vorab phyphox installieren: phyphox

Download phyphox Der QR-Code führt ebenfalls zur Downloadseite von phybox.

Zur Person
Dr. Sebastian Staacks schloss seine Promotion in der experimentellen Festkörperphysik am II. Physikalischen Institut A der RWTH Aachen University mit einer Dissertation zur Spinkohärenz und Spindynamik in Zinkoxid Mitte 2014 ab. Im Anschluss beschäftigte er sich mit der Ende 2016 veröffentlichten Experimentier-App „phyphox“ und widmet sich als Akademischer Rat an der RWTH Aachen dem Einsatz digitaler Werkzeuge in der Physiklehre. Seine Arbeit um phyphox wurde vom Verband zur Förderung des MINT-Unterrichts (MNU) mit dem Archimedespreis (2019), von der AG Physikalische Praktika der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) mit dem Wilhelm-Westphal-Lehrpreis (2019) und zuletzt vom Stifterverband zusammen mit der DPG und weiteren mit dem Ars Legendi Fakultätenpreis (2020) ausgezeichnet.

Dr. Tobias Schüttler

Tobias SchüttlerDLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Oberpfaffenhofen
DLR_School_Lab, Oberpfaffenhofen

Die Erde in neuem Licht betrachtet – der deutsche Umweltsatellit EnMAP
Unser Lebensraum – die Erde – unterliegt einem ständigen Wandel. Neben natürlichen Veränderungen stehen vor allem auch die menschgemachten immer stärker im Fokus der Öffentlichkeit. Aus Sicht der angewandten Raumfahrtforschung ist die Erdbeobachtung mit Satelliten allerdings kein neues Thema. Dabei spielt die Erfassung von Daten über den Gesundheitszustand des Blauen Planten eine zentrale Rolle.

Der Workshop des DLR_School_Lab, des Schülerlabors am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen, gibt Einblicke in moderne Messverfahren der Umweltfernerkundung. An Hand von aktuellen Satellitenmissionen wie der des deutschen Hyperspektralsatelliten EnMAP und unterschiedlichen Anwendungsgebieten kann die Bedeutung dieses Forschungsbereichs nachvollzogen werden. Schulpraktische Überlegungen und erprobte Unterrichtsmaterialien helfen dabei, die gelernten Inhalte im naturwissenschaftlichen Unterricht ab der Mittelstufe konkret einzusetzen.

Zur Person
Dr. Tobias Schüttler studierte Physik und Mathematik für das Lehramt an Gymnasien an der LMU München, wo er 2007 die erste Staatsprüfung absolvierte. Nach dem Referendariat arbeitete er bis 2015 als Studienrat an einem Gymnasium und anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Didaktik der Physik der LMU München. Dort promovierte er 2021 zu Themen des außerschulischen Physiklernens im Raumfahrtkontext. Seit 2019 leitet er das DLR_School_Lab Oberpfaffenhofen, an dessen Aufbau und Entwicklung er maßgeblich mitbeteiligt war. Seine Forschungsinteressen sind das Lernen von Naturwissenschaften in Schülerlaboren und im Raumfahrtkontext sowie Begabtenförderung.

Kim Ludwig-Petsch

Kim Ludwig-PetschWissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Bildung, Deutsches Museum, München

Bühnenreife Experimente: Science Shows im naturwissenschaftlichen Unterricht und an außerschulischen Lernorten
Physik und Technik sind unterhaltsam und interessant! – Diese Einstellung ist bei Lernenden im klassischen Unterricht oft schwierig zu vermitteln. Richtig eingesetzt, kann das Show-Format als idealer Eisbrecher wirken und das Interesse durch unterhaltsame Experimente wecken und fördern. Welche Ansätze gibt es dafür? Was muss man dabei beachten? Und wie lässt sich das im schulischen Rahmen umsetzen?

Interaktive Elemente spielen eine zentrale Rolle für eine erfolgreiche Show, da sie die Zuschauer aktivieren und partizipieren lassen. Die Wahl der Experimente und Materialien sind dabei genauso ausschlaggebend wie die Art der Präsentation. In diesem Workshop erfahren Sie mehr über das Konzept „Science Shows“ im Deutschen Museum und sehen an praktischen Beispielen, wie es im Unterricht umgesetzt werden kann.

Zur Person
Kim Ludwig-Petsch studierte Physik und Chemie auf Lehramt in Dortmund. Im Anschluss arbeitete er in der Schweiz zunächst als Gymnasiallehrer und später als Leiter Didaktik im Swiss Science Center Technorama. Seit 2015 ist er im Deutschen Museum als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Bildung tätig und entwickelt dort u.a. neue interaktive Vermittlungsformate Außerdem ist er für die Weiterbildung der Museums-Kommunikatoren verantwortlich. Im Rahmen seiner Promotion an der TU Kaiserslautern beschäftigt er sich aktuell außerdem mit dem Einsatz von Smartphones als mobile Labore im Museum.

Prof. Dr. Wolfgang Ketterle

Prof. Dr. Wolfgang KetterleNobelpreisträger für Physik 2001
Massachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA)

Experimente am absoluten Temperatur-Nullpunkt
Warum kühlen Physiker Materie zu extrem niedrigen Temperaturen? Warum ist es wichtig, Temperaturen zu erreichen, die mehr als eine Milliarde mal kälter sind als der interstellare Raum? In diesem Vortrag werde ich beschreiben, mit welchen Methoden man Atome auf Nanokelvin-Temperaturen abkühlt, wie man solche Temperaturen misst, und wie man neue Formen der Materie realisiert und beobachtet.

Zur Person
Wolfgang Ketterle wurde am 21. Oktober 1957 in Heidelberg geboren. Nach dem Abitur absolvierte er ein Physikstudium zunächst an der Universität Heidelberg und später an der Technischen Universität München, das er 1982 als Diplomphysiker abschloss. Von 1982 bis 1986 hat er anschließend an der Ludwig-Maximilians-Universität und dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik promoviert. Nach seiner Promotion beschäftigte er sich am Max-Planck-Institut für Quantenoptik vor allem mit der Laserspektroskopie. 1990 ging er – zunächst als Gastforscher – an das renommierte Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, wo er sich einem neuen Forschungsfeld, der Grundlagenforschung im Bereich der Tieftemperaturphysik, zuwandte. Seit 1998 hat er dort die John D. MacArthur Professur für Physik inne und ist seit 2006 stellvertretender Direktor des Research Laboratory of Electronics sowie Direktor des Center of Ultracold Atoms.

2001 erhielt Wolfgang Ketterle zusammen mit Eric A. Cornell und Carl E. Wieman den Nobelpreis für Physik für die Erzeugung der Bose‐Einstein‐Kondensation und für grundsätzliche Studien über die Eigenschaften der Kondensate. Wolfgang Ketterle war einer der ersten Forscher, denen ein Bose‐Einstein‐Kondensat gelang. Er entwickelte zudem die Grundlagen für den Atomlaser, der von ihm erstmals 1997 realisiert wurde. Er erhielt neben dem Nobelpreis für Physik viele weitere Auszeichnungen.

Prof. Dr. Antje Boetius

Prof. Dr. Antje BoetiusDirektorin des Alfred-Wegener-Instituts, Leiterin der Brückengruppe für Tiefseeökologie und -Technologie (AWI, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie Bremen und MARUM Bremen) und Professorin an der Universität Bremen

Von Meer, Mikroben und Mensch – Rolle des Ozeans und seiner Bewohner in Klima- und Kohlenstoffkreislauf der Erde
Die Ozeane bedecken nicht nur 70% der Erdoberfläche, sie nehmen auch 30% der CO2-Emissionen auf und über 90% der Erderwärmung. Die meisten unbekannten Arten dieser Erde leben im Meer – es sind Millionen, samt all ihrer genetischen Vielfalt, die noch zu entdecken sind. Vor allem die Einzeller, die schon seit über 3,5 Milliarden Jahren in den Meeren leben und auch heute wesentlich die Stoffkreisläufe der Erde beeinflussen, geben uns noch viele Rätsel auf. Der tiefe Ozean beherbergt eine bisher unbekannte Vielfalt von Ökosystemen, deren Energiequellen, Lebenszyklen und Funktionen sich erheblich von unserer eigenen Umwelt unterscheiden und uns immer wieder staunen lassen. Beim Erforschen des Unbekannten ist aber Eile geboten, denn die Veränderung der Meeresumwelt durch den globalen Wandel geht mit erstaunlicher Geschwindigkeit voran. In Zeiten sich verknappender Meeresressourcen – etwa von Öl, Gas oder Fisch – und eines Überschusses von Abfallprodukten an Land und in der Atmosphäre gibt es dabei viele Ideen, wie wir uns die Weiten des Ozeans und die Vielfalt seiner Bewohner zunutze machen können. Doch hat die Tiefsee als vom Menschen noch weitgehend unberührter, unbegehbarer Raum neben praktischen Aspekten auch einen hohen kulturellen Wert. Der Vortrag verknüpft die Faszination am Forschen und Entdecken dieses unbekannten Lebensraums mit drängenden Fragen zu Schutz und Nutzungskonzepten.

Zur Person
Antje Boetius ist Polar- und Tiefseeforscherin, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung und Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen. Geboren 1967, studierte Antje Boetius in Hamburg und San Diego Biologische Ozeanographie. Ihre Forschung dreht sich vor allem um die Rolle von marinen Mikroorganismen im Meeresboden für den globalen Kohlenstoffkreislauf und die Methanflüsse. Seit Ende 2008 leitet sie die Helmholtz-Max Planck Brückengruppe für Tiefseeökologie und -Technologie. Antje Boetius hat an fast 50 Expeditionen auf internationalen Forschungsschiffen teilgenommen und beschäftigt sich derzeit in ihrer Forschung vor allem mit Fragen der Auswirkungen des Klimawandels auf die Biogeochemie und Biodiversität des Arktischen Ozeans sowie mit der Entdeckung unbekannter Ökosysteme in der Tiefsee. Sie hat dafür den ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates erhalten. Für ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit dem Deutschen Umweltpreis 2018 und dem Bundesverdienstkreuz im Jahr 2019 ausgezeichnet, für die Wissenschaftskommunikation z.B. mit dem Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie der Urania Medaille 2020.

Timo Rühl

Timo RühlOHB System AG, Bremen

Auf ins Unbekannte: Wie Comet Interceptor einen noch unentdeckten Kometen untersuchen wird
Asteroiden, Kometen und Meteoriten sind Kleinkörper unseres Sonnensystems. Ihr Vorkommen ist reichlich und spannt vom erdnahen Asteroidengürtel bis in die Tiefen unseres Sonnensystems zur Oortschen Wolke. Einige dieser Körper sind seit Anbeginn unseres Sonnensystems geologisch unverändert geblieben. Sie bilden somit ein archäologisches Fossil der Materialien, die einst unser Sonnensystem ausmachten. Bisherige Raumfahrtmissionen zu Kometen, wie 67P/Churyumov–Gerasimenko, hinterließen nicht nur beeindruckende Bilder mit weitreichender medialer Wirksamkeit, sondern auch eine Vielzahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Die Comet-Interceptor-Mission zielt darauf, einen Kometen zu besuchen, der sich das erste Mal dem inneren Sonnensystem nähert. Auf dem Weg in das innere Sonnensystem erhitzen sich Kometen typischerweise, und die ausgasenden Materialien formen den charakteristischen Schweif. Proben innerhalb dieses Schweifs zu nehmen ist wie eine archäologische Zeitreise zurück zu unserem Ursprung.
Kometen, die das erste Mal in unser inneres Sonnensystem vordringen, entstammen meist den Tiefen der Oortschen Wolke. Selbst mit modernen Teleskopen kann ihre Ankunft nur kurze Zeit vor dem Eintreffen bestimmt werden. Die typische Entwicklung von Satelliten dauert sehr viel länger, als Zeit zwischen Entdeckung und Eintreffen bleibt. Die Comet-Interceptor-Mission geht daher einen anderen Weg. Der Satellit wird gebaut, bevor das eigentliche Ziel bekannt ist. Dieser Ansatz ist sehr anspruchsvoll. Der Vortrag beleuchtet, welche Herausforderungen bei einem generischen Missionsprofil auftreten, wie Systemingenieure den Satelliten als Ganzes auslegen und wie simple Mathematik und Physik dabei helfen einen ersten Konzeptentwurf zu entwickeln.

Zur Person
Studium Maschinenbau (RWTH Aachen University): 2011 – 2016
Studienaustausch Luft-und Raumfahrtechnik (Politecnico di Torino): 2013 – 2014
Studium Space Systems Engineering (Delft University of Technology): 2016 – 2019
Systemingenieur für Wissenschaftliche Missionen (Vorentwicklung OHB System): seit 2019

Prof. Dr. Daniela Domeisen

Prof. Dr. Daniela Domeisen
Bildquelle: ETH Zürich / Giulia Marthaler

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich / Universität Lausanne
Alumna des Massachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA)

Extremwetter: Wettervorhersage in Zeiten des Klimawandels
Wetterextreme wie Hitzewellen und Starkregen kommen immer häufiger vor und haben oft schwerwiegende Konsequenzen für Menschen, Infrastruktur und Ökosysteme. Die Forschung zeigt, dass der Klimawandel solche Extremereignisse noch häufiger und extremer macht. Daher ist es wichtig zu verstehen, wann Extreme vorhergesagt werden können und wann entsprechende Warnungen ausgesprochen werden sollten. Bei langfristigen Vorhersagen von Wochen bis Monaten sowie bei Warnsystemen für Extremereignisse ist noch viel Luft nach oben, doch die Wetter- und Klimaforschung macht schnelle Fortschritte. Doch sind die Fortschritte schnell genug, um mit dem Klimawandel mitzuhalten? Dieser Vortrag gibt einen Einblick in den aktuellen Stand der Wissenschaft der Wetter- und Klimavorhersage, zeigt die Herausforderungen und Möglichkeiten auf und stellt diese in den Zusammenhang unserer eigenen Wahrnehmung von Wetter und Klima.

Zur Person
Daniela Domeisen studierte Physik an der ETH Zürich und die Auswirkungen des Klimas auf die Gesellschaft an der Columbia University in New York. Sie promovierte am MIT zur Fluiddynamik der Atmosphäre, gefolgt von Forschungsaufenthalten in den USA und in Deutschland. In London arbeitete sie für ein Finanzunternehmen zur Vorhersage von Rohstoffpreisen im Zusammenhang mit Wetter- und Klimaphänomenen, gefolgt von einer Juniorprofessur am GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Sie ist Professorin an der ETH Zürich und der Universität Lausanne als Expertin für langfristige Vorhersage am Übergang vom Wetter zum Klima, Extremereignisse sowie globale Zusammenhänge im Klimasystem.