Professor of Psychology, Dean, Jacobs University Bremen
„Herr Lehrer, sind Sie wirklich ein Roboter?“
Autonome Systeme finden mittlerweile in sehr unterschiedlichen Kontexten Anwendung. So gibt es seit einigen Jahren ein Interesse, Roboter in der Lehre einzusetzen. Kann aber eine Maschine wirklich einen Lehrer aus Fleisch und Blut ersetzen? Die Entwicklung von Robotern als Tutoren benötigt zunächst eine multidisziplinäre Anstrengung, die Robotik und Informatik auf der einen Seite mit Psychologie und Pädagogik auf der anderen verbindet. Dieser Vortrag berichtet über das EMOTE-Projekt, in dem versucht wurde künstliche Tutoren zu entwickeln, die über empathische Fähigkeiten verfügen. Ähnlich wie menschliche Lehrer sollen die Roboter die Gefühlslage der Kinder erfassen können, um in der Interaktion effektive Strategien zu verwenden, die ihnen helfen sollen neues Wissen zu lernen sowie Erlerntes zu üben und zu verfestigen.
Es geht bei solcher Forschung nicht nur darum, neue Technologien zu entwickeln, sondern sie hilft auch das Verständnis menschlichen Verhaltens zu vertiefen. Wer etwas nachbauen will, muss es genau beschreiben können. So stellt sich bei genauer Betrachtung heraus, dass es viele Aspekte der Interaktion zwischen Tutor und Schüler gibt, die wir gar nicht genau kennen, obwohl uns alles sehr vertraut vorkommt. Der Vortrag wird den Bogen von der Psychologie bis zur Technologie schlagen, versuchen Fakt von Fiktion zu trennen und einige Themen wie z.B. die Ethik der Interaktion zwischen autonomen Maschinen und Kindern beleuchten.
Zur Person
Arvid Kappas wurde 1962 in Giessen geboren. Nach dem Studium der Psychologie an der Justus-Liebig-Universität Giessen promovierte er am Dartmouth College, Hanover, NH (USA) in Sozialpsychologie. An der Université de Genève (Schweiz) arbeitete er als Dozent (ME, MER). Kappas war außerdem Professor an der Université Laval, QC (Kanada) und Senior Lecturer an der University of Hull (Großbritannien) und ist seit 2003 Professor of Psychology an der Jacobs University. Er hatte Lehraufträge in Fribourg (Schweiz) und Salzburg (Österreich) und war visiting Professor an der „La Sapienza“, Rom (Italien). Ferner ist er Fellow der Association for Psychological Science und der Society for Perso-nality and Social Psychology und wurde von 2013 bis 2017 zum Präsident der International Society for Research on Emotion gewählt.
Kappas ist Emotionsforscher mit einem Fokus auf physiologischen Veränderungen, non-verbalem Verhalten, emotionalen Bewertungsprozessen (appraisal) und Emotionsregula-tion. Seit einigen Jahren interessiert er sich zunehmend für die Interaktion zwischen Menschen und Maschinen und hier spezifisch für die Themen „affective computing“ und „social robotics“.